Originale von Wolgemut.
207
von Sotzmann 1). Man verharrte bei Bartfch' Anficht, dafs
es von Wolgemut entweder gar keine Kupferftiche gäbe,
oder diefelben nur unter den Unbezeichneten zu fuchen
wären. Die gute alte Ueberlieferung, dafs Dürer, wie alle
andere Kunitfertigkeit, fo auch das Stechen bei Wolgemut
erlernt habe, iPc nun einmal unterbrochen, und wir haben
Noth, wieder an diefelbe anzuknüpfen.
Quad von Kinkelbach, der Wolgemuts Namen gar nicht
mehr kennt, erzählt in feiner: Teutfcher Nation Herrlichkeit,
Köln 1609, von Dürer: wund fonderlich hat er dem W etliche
Stück ganz auf den Zug nachgefchnitten: grofsen Herculem,
wo W noch den Preis behalten, die anderen aber Dürer
übermeiftert: Seereiter, Wilde Jeronymus, Verloren Sohn,
Mariabild mit der Meerkatzen, der traumende Doctor und
die kleine Reiterine. Der Verfaffer der Schrift: vVon kunPc-
lichen Handwerken in Nürnbergx 2) wiederholt diefe Nachricht
mit der Erklärung: ßDie Litera W ift Wolgemute. Eine
gewiffe Selbftändigkeit feiner Meinung bethätigt der Nürn-
berger Anonymus darin, dafs er nebft dem vgrofsen Her-
culesa auch den xkleinen jagenden Reiterr als von Dürer
nicht übertroffen hinftellt. Alle alten Nürnberger Kataloge
von Kupferftichen ftimmen darin überein, das Monogramm
W hier auf Wolgemut zu deuten. In dem Verzeichnifs der
H. A. von DerfchauTchen Kunitfammlung heifst es dann:
x50 viel ift gewifs, dafs die drei Platten mit W bezeichnet,
fo A. Dürer gleichfalls in Kupfer geftochen, nämlich die
Amymone, der Traum und das gehende Paar, von Wolgemut
verfertigt worden; da diefe Platten llCh noch Ende des
vorigen Jahrhunderts in der KnorrTchen Kunfthandlung zu
Nürnberg befanden und in deren Verlagsbüchern als feit
Jahrhunderten von Wolgemuts Erben erkauft angezeigt
warene. Die Erhaltung diefer drei Platten von W bis auf
unfere Tage wird durch die zahlreichen modernen Abdrücke,
x) Deutfches Kunftblatt I8 54. 5.307,
2) Archiv f. zeich. K. XII, 50.
Nürnberg
1825-
II. Abth.