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VIII.
und
Der Wettfh-eit mit Wolgemut
Kupferfiiche,
die frühen
befähigte ihn die Selbftändigkeit feines Urtheils, das Gute
vom Schwachen zu unterfcheiden und darnach feine Richt-
fchnur zu nehmen. Während die betreffenden Stiche WVol-
gemuts, fei es auf Grund einer noch auf Entdeckung aus-
gehenden, hin und hertaftenden Methode, fei es Wegen der
verfchiedenartigen Betheiligung der Schüler, die mannig-
fachfte Art der Behandlung aufweifen, eine Abfiufung von
der kräftigen, paftofen Druckfahigkeit des xgrofseh Herculesx
bis zu der feinften kalten Nadelarbeit der Türkenfamilie
oder des kleinen S. Georg im Rund nach Schongauer, von
italienifcher Breite bis zu niederländifcher Zartheit, hält Dürer
frühzeitig ein mittleres Mafs feft. Von jenen Extremen gleich-
weit entfernt giebt er feiner Stichelführung einen ganz ein-
heitlichen Charakter, von dem er blos bei offenbaren Ex-
perimenten noch abweicht; und diefen Stil entwickelt er fo
klar und folgerichtig, dafs die KupferPcechkunPc unter feinen
Händen plötzlich die höchfte Vollendung erreicht. Denn
niemals wurde klarfie Befiimmtheit der Zeichnung mit der
feinfien Ausführung fo' vollkommen auf ein und derfelben
Kupferplatte verfchmolzen, fo viel des Vortrefflichen auch
feit Dürer in jeder der beiden Richtungen geleifiet wurde.
Auf Bartfch in feiner Eigenfchaft als Kupferfiecher
mufsten die technifchen Vorzüge der DürerTchen Arbeiten
daher einen tiefen Eindruck machen. Er hatte für die
ftecherifchen Feinheiten ein um fo lebhafteres Gefühl, als es
feiner Zeit an der firengeren Unterfcheidung und Würdigung
von hiftorifchen Stilformen noch vielfach mangelte. Und so
wurden die natürlichen Schwächen einer noch unreifen Ent-
wickelungsfiufe gegen, die gröfsere technifche Freiheit der
jüngeren Meifterhand für die Originalität in's Feld geführt.
Umfonii ward die Wahrfcheinlichkeit, dal's die mit W be-
zeichneten Stiche doch nicht Copien, fondern die Origi-
nale Dürer's wären, aufs Neue erörtert; zuerft fchüchtern
von William Young Ottley 1), und nach ihm entfchiedener
Inqlli YY
London
into the history of Engraving,
1816,
682,