Volltext: Dürer (Bd. 1)

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VIII. 
mit Wolgemut und 
Der Wettfireit 
Kupferftichc. 
die frühen 
einigte fich Michel Wolgemut mit Doctor Hartmann Schedel 
zur Illuftrierung der vNeuen VVCltChYOIIlkK. Der 56 jährige 
Maler trat dadurch nothwendig in einen regen Verkehr mit 
dem nur um 6 Jahre jüngeren Gelehrten. Der berühmte 
F reundfchaftsbund zwifchen Dürer und Wilibald Pirkheimer 
hätte fomit eine Art Vorfpiel in dem Verhältniffe zwifchen 
Wolgemut und Hartmann Schedel, und in das Haus des 
letzteren wird der frühefte Berührungspunkt der im übrigen 
Deutfchland noch ftreng gefchiedenen Gelehrten und Künftler- 
kreife zu verfetzen fein; weiter zurück dürfte flch die An- 
knüpfung fchwerlich verfolgen laffen. Nicht in dem gemein- 
famen Geburtshaufe oder in einem Verkehre ihrer beiden 
Familien, fondern in der Begegnung an der Hand der älteren 
Freunde und Berufsgenoffen mögen Pirkheimer und Dürer 
nach der Heimkehr von ihren Studienreifen den Grund zu 
gegenfeitiger Annäherung gelegt haben. 
Durch diefen Gedankengang fixiert fich von felbft der 
Zeitpunkt, in welchem der Humanismus zuerlt vernehmlich 
an die Pforte der deutfchen Kunft pochte. Mit Welchem 
Erfolge  darüber fehlt uns freilich jede litterarifche Ueber- 
lieferung; wir lind allein auf die Denkmäler angewiefen. 
Aber auch diefe geben uns nicht fo leicht Auffchlufs. Das 
farbige Gemälde diente nur kirchlichen Zwecken oder hie 
und da zum Porträt. Mehr Freiheit gewährte dem deutfchen 
Meifter allerdings die xgedruckte Kunftr. Doch auch der 
Holzfchnitt war auf die grofse Maffe berechnet; feine Dar- 
ftellung mufste populär und allgemein verftäncllich fein. Nur 
der Kupferftich nahm eine gewiffe Mittelftellung ein. Er 
geftattete eine feinere Ausführung und, ohne gerade gemeine 
Marktwaare zu fein, doch eine gewiffe, auch wohl geheime 
Verbreitung unter den gebildeten Kreifen der Nation. Hier 
konnte der Humanismus am leichteften feinen Einflufs auf 
die deutfche Kunft geltend machen. Im Vergleich zu dem- 
jenigen, was die italienifche Renaiffance der Antike verdankte, 
mag freilich die vorwiegend theoretifche Unterweifung, welche 
hier zunächft der deutfchen Kunft zu Theil wurde, geringfügig
	        
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