Die
fogenannte F ürlegerin,
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des Endres Dürer, gekauft hatte, nachträglich als Copien
der auf dem Rathhaufe aufbewahrten Gemälde herausgeftellt
zu haben 1). Wie die Dinge einmal liegen, ift es leider nicht
möglich, die Kunftthätigheit Dürers kennen zu lernen, ohne
zugleich die Induftrie zu verfolgen, deren Opfer fein Name
frühzeitig in der Heimat geworden iPt. Ueber die Be-
rechtigung zur Führung diefes Namens entfcheiden bei er-
haltenen Werken nur innere Merkmale; alle blos äufserlichen
Belege für die Herkunft derfelben treten bei Dürer mehr
als bei allen anderen Künfilern in den Hintergrund, und das
Verlorene entzieht fich jeder Würdigung. Nach forgfältiger
Auswahl der echten, nach Fortlaffung aller zweifelhaften Ge-
rnälde bleibt noch gerade genug, um uns einen angemeffenen
Begriff von feiner Malerei zu geben.
Diefe Erörterungen kommen uns gleich zu Ptatten bei
Beurtheilung jener zwei Gemälde, die man gemeinhin als
die Bildniffe der Katharina Fürlegerin bezeichnet. Dürer
foll ein fchönes Mädchen diefes Namens einmal mit auf-
Igelöfien, das andere Mal mit in breiten Zöpfen aufgebundenen
Haaren abgebildet haben; beidemal im Jahre 1497. Beide
Bilder befanden {ich in der Sammlung des Lord Arundel,
wo fie von Hollar bekanntlich radiert wurden; endlich foll
das eine feinen Weg in die Galerie des Städeffchen IIIflIltLItS
zu Frankfurt gefunden haben, das andere in die Sammlung
des Freiherrn Speclq-Sternburg zu Lützfchena bei Leipzig.
Der Augenfchein belehrt uns aber fogleich, dafs wir es
hier mit zwei ganz verfchiedenen Köpfen und keineswegs
mit zwei Bildniffen einer und derfelben Perfönlichkeit zu
thun haben. Was fodann die Echtheit der betreffenden
Gemälde anbelangt, fo fallt zunächft auf, dafs von beiden
heutzutage noch zwei Exemplare bekannt find, je eines in
Oel auf Holz, das andere in Wafferfarben auf Leinwand
gemalt. Die beiden in der letzten Art ausgeführten Bilder
follen als Seitenftücke und in fehr fchlechtem Zufiande aus
Leben A.
Dürers,
Ueberßchtsta fel