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VII.
Die Nlalerwerk Pcatt;
und
Gefellen
Fälfcher,
In dem Jahre I497 nahm Dürer fein weltberühmt ge-
wordenes Monogramm an; im folgenden Jahre vollendete
und publicierte er feine Apokalypfe. Es darf daher wohl als
ein Ausflufs gerechter Selbftzufriedenheit angefehen werden,
dafs er gerade das Jahr 1498 wahrnahm, um fich wieder
auf's Sorgfältigfle in der Modetracht der Zeit abzubilden;
zierlicher noch und bunter, als vor fünf Jahren der Bräutigam.
Das weitgeöffnete Wamms und die zur Seite herabhängencle
Kappe flnd weifs und fchwarz geltreift; die Brult deckt
feines Linnen mit goldgefticktem Saume; der Hals ift ganz
entblöfst und quer über die Bruft läuft die gleichfalls fchwarz-
weifse Schnur, welche das violette Mäntelchen an der linken
Schulter felthält. Zur ftracken Haltung fcheint der modifche
Schnürleib das Seinige beizutragen; der rechte Ellenbogen
und die in graue Handfchuhe gehüllten Hände ruhen auf der
Brüftunggwelche das Bild unten abfchliefst. Die Wand im
Hintergründe läfst rechts einen Blick durch's Fenfter frei;
dort fleht man eine leuchtende Landfchaft mit einem
Dorfe an einem Fluffe, darüber hinaus bunte Berge, zuletzt
fchneebedeckte Gipfel. Dagegen erfcheint der fchmale Kopf,
von leichten Bärten und langen dünnen Haarlocken eingefäumt,
falt blafs in der Farbe, fchwach im Ton, doch fehr Heifsig
ausgeführt. Er ilt rechtshin gewandt, die Augen aber blicken
aus fcharf gezeichneten Winkeln den Befchauer an mit dem
Ausdrucke derfelben Spannung, mit welcher der Meifter
feine äufsere Erfcheinungim Spiegel prüfte. Die Freude an
der eigenen Perfönlichkeit findet in dem gehobenen Selbft-
bewufstfein der Zeit ihre Erklärung, und die Llnbefangene
Aufrichtigkeit verleiht ihrer Schauftellung einen eigenthüm-
lichen Reiz.
In der Malweife fällt hier zuerPn die Anwendung des
Handballens und der Finger auf, mit welchen Dürer Hand-
fchuhe, Hals und Mantel bei halbtrockenem Zuflande der
Farbe betupfte, um diefen Partien die Glätte zu benehmen
und ihrer Oberfläche eine Art Korn zu verleihen. Das Original
befindet {ich gegenwärtig im Mufeum zu Madrid; eine Copie