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Malerwerkßatt;
und Fälfcher
Gefallen
Eine fehr verwandte Compofition zeigt die fogenannte
Holzfchuheffche Tafel in der St. Morizkapelle zu Nürnberg,
nur liegt dort die Leiche in umgekehrter Richtung da und
wird rechts von Johannes unterftützt; eine heilige Frau mit
dem Salbegefafs bildet die Spitze der freier angeordneten
Pyramide. Wie eine der Frauen im Münchener Bilde be-
zeugt hier Magdalena links zu den Füfsen der Leiche ihren
Schmerz durch Emporitrecken der ausgebreiteten Arme
ein kühnes Motiv, das bei Dürer Wiederholt vorkommt und
auf eine ähnliche Figur Mantegnas zurückzuführen ift. Der
Ausdruck in den Köpfen ift fonfl mafsvoll, die Anordnung
der Gewänder "zum Theil ganz vortrefflich. Die Leiche ift
nicht fo dunkel und abfchreckend wie im Münchener Bilde.
Doch läfst {ich das Colorit im Ganzen nicht beurtheilen, da
das Gemälde fehr gelitten hat und in der Hauptgruppe ftark
übermalt ift. Hie und da, wie auf dem Knie der Leiche
find die fchwarzen Pinfelftriche der urfprünglichen Vor-
Zeichnung unter der Farbenfchicht noch deutlich fichtbar.
Stark ausgeprägt flnd auch die dunklen Umriffe fämmtlicher
Geftalten und Köpfe, auch der kleinen, links unten knieenden
Stifter, wie dies oberdeutfchen Schulbildern oft eigenthümlich
ift. Viel beffer ausgeführt ift wieder die Landfchaft; fie
zieht fich längs eines Fluffes in die Ferne, an welchem
Thürme und Brückenbögen, röthlich angehaucht, und weiter
noch die lichte Häufermaffe von Jerufalem fichtbar find;
rechts ein fteiler dunkler Erdabhang, links der Calvarienberg
in hellem Lichte. Wie noch deutlich erkennbar ift, wurde
das Wappen der Holzfchuher bei den Stifterfigürchen aus-
gekratzt und durch ein ideales erfetzt. Das Gemälde wan-
derte aus dem Befitze der Familie Peller in die Sammlung
Boiffereei), mit welcher es König Ludwig I. erwarb, um es
Köpfchen gehört ohne Zweifel einer
urfprünglich vorhandenen knieenden
Stifterin an, und hat viel Aehnlich-
keit mit drei weiblichen Köpfchen
auf einer Zeichnung in der Aibertina,
die zwar aus dem Nachlaffe Dürers,
froher aber von der Hand Baldungs
flammt. Vergl. Thauflng, H. Bal-
dung Grien und nicht Dürer, jahrb,
f. Kunfiw, II, 215.
I) Lithogr. von Strixner und Berg-
mann 1828.