Die
GlimTche ;
die
Holzfchuheffche Tafel,
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letztere es als eine
bewerthet.
v grofse Tafel
in Oelfarbe x
mit 80 Gulden
Möglich, dafs dies feitdem verfchollene Votivbild identifch
ift mit dem Gemälde der Münchener Pinakothek I), das eine
Beweinung des Leichnams Chrifti darftellt. Nikodemus zur
Linken hält eben noch die Leiche unter den Armen, um
iie auf den Boden niederzulaffen. Die Gruppe der klagenden
Frauen in der Mitte wird durch den dahinter ftehenden
Johannes pyramidifch abgefchloffen. Rechts fteht Jofeph
von Arimathia mit dem Salbegefäfs. Im Hintergrunde fteigt
eine Landfchaft auf mit jerufalem in der Ferne, deffen Bau-
lichkeiten Heifsig behandelt find; hohe grünlich blaue Berge
fchliefsen rechts den Horizont ab und ziehen (ich, von der
Abendfonne beglänzt, links hin an das Ufer eines Sees.
Der Baumfchlag ift ganz in Dürers Art. Die dunkel gefärbte
Leiche im Vordergrunde, mit den aufgedunfenen Wundmalen
macht einen gräfslichen Eindruck. Die Compofition ift wohl
durchdacht, der Ausdruck des Schmerzes in den Figuren
Wahr und mannigfach ausgedrückt. Doch erfcheinen diefelben
zu fehr aufeinandergedrängt; es fehlt an Linien- und Luft-
perfpective; die Farben wirken bunt und unruhig. Die
ftellenweife ganz emfige Ausführung kömmt dadurch gar
nicht zur Geltung. Die Farbe ift ziemlich kräftig auf die
ftark grundierte Holztafel aufgetragen. Mit der jahreszahl
I 500, vielleicht auch mit dem Monogramm, welches mit
trockenem Pinfel auf die Ecke des Leichentuches gefchummert
ift, mag es feine Richtigkeit haben. Die Malerei erfcheint
nicht wie aus einem Guffe. Doch wird es immer fchwer
fein, die helfenden Hände zu unterfcheiden und lgenauer zu
bezeichnen. Manches deutet entfchieden auf Kulmbach, wie
die Figur des die Leiche haltenden Nik0demus2), anderes
wieder erinnert an Baldung Grien 3).
i) Säle Nr. 94. Befchauer dem rechten Lederftiefel
2) Verglichen z. B. mit den Hei- eben jenes Nikodemus Iichtbar wird,
ligenfiguren diefes Meifters im I. Saale. dadurch dafs das deckende Braun
3) So z. B. ein reizendes jugend- zufammenrann und die frühere Unter-
liches Köpfchen, das im linken, vom malung wieder zu Tage trat. Das
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