Baldung.
Kulmbach.
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Albrecht Altdorffer zu Regensburg fchexikte, feine Richtig-
keit hatte, bleibt fehr zweifelhaft.
Dafür müffen wir für zwei andere namhafte Meifler
fehr nahe, perfönliche Beziehungen zu Dürer in der erlten
Zeit feiner Thätigkeit beftimmt vorausfetzen, nämlich für
Hans von Kulmbach und für Hans Baldung, genannt Grien,
aus Gmünd in Schwaben. Nicht als 0b fie Schüler Dürers
gewefen wären. Sie find vielmehr auch Altersgenoffen
unferes Meiflers und wir wiffen von erllerem durch Neu-
dörffer, dafs er bei Jakob NValch, d. i. Iacopo dei Barbari
gelernt, vom anderen, dafs er eine heimatliche, vordürerifche
Stilperiode gehabt habe. Sehen wir aber von der, jedem
bedeutenderen Künftler eigenthümlichen Empündungsweife
ab, fo zeigen beide in Formengebung und Technik eine
derartige Verwandtfchaft mit Dürer, dafs diefelbe faft nur
aus einer vorübergehenden Befchäftigung in feiner erften
Malerwerkflatt erklärt werden kann. Hans von Kulmbach
arbeitet ja, wie wir hören werden, auch fpäter noch für
Dürer. Doch auch mit dem abwefenden Baldung mufs
Dürer fortwährend in freundlichem Verkehr geftanden haben,
denn er nahm nicht nur 1520 feine WVerke, wie die des
Schäufelein, als Handelswaare mit nach den Niederlanden
fo zu fagen in Commiffion; er erhielt auch von Dürers Leiche
eine Haarlocke, die fich feit feinem Tode zu Strafsburg I 545
urkundlich bis auf die Gegenwart fortgeerbt hat 1). Ob
diefen Namen auch noch der des Züricher Malers Hans
Leu anzufügen wäre, den Dürer 1523 grüfsen läfst und
der I53I in der Schlacht bei Cappel fiel, bleibe dahin
geflellt 1).
Aus fo allgemeinen Annahmen müffen wir uns, in Er-
mangelung jeder litterarifchen Nachricht die Zufammen-
gehörigkeit einer Gruppe von Malern erklären, deren nahe
Verurandtfchaft fo oft zur Verwechslung ihrer NVerke geführt
1) jetzt auf der Bibliothek der k. Zeitfchr. f. bild. Kunft, 1874. IX,
k. Kunflakademie zu YVien. Siehe 322.
Heller, Dürer H. 272, und Thaufmg, 2) Dürers Briefe 50, 9 mit Anm,
Thaufing, Dürer. 12