Volltext: Dürer (Bd. 1)

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VII. 
Die Malerwerkßatt; 
Gefallen und Fälfcher. 
Dürern an. Der nackte Körper iPc mittelft grauer, wohl- 
vertriebener Schatten fehr durchgebildet; der längliche Kopf 
mit blondem Kraushaar ift fcharf im Profil rechtshin ge- 
wandt, indefs das Auge aus dem Winkel herausblickt; die 
Form des nach oben fehr erweiterten Bruftkorbes, die 
Haltung von Kopf und Beinen, kurz die ganze Anatomie 
erinnert fchon Pcark an den Adam des Kupferftiches von 
1504. Im Gegenfatze zu dem Sebaflian des Dresdener 
Altares beruht fie bereits auf den theoretifchen Proportions- 
Pcudien Dürers. 
Hans Leonhard Schäufelein ift älter, als man gemeinlich 
annimmt, da er bereits 1507 als ganz fertiger Maler die grofse 
Holzfchnittfolge in dem Speculum paffionis des Dr. Pinder 
veröffentlichen konnte. Sein Vater Franz zog um 1476 
aus Nördlinge11 nach Nürnberg und um diefe Zeit mag auch 
Hans geboren worden fein 1). In Nürnberg ging er ver- 
muthlich durch die Schule Wolgemuts und arbeitete dann 
bei Dürer, bis diefer im Jahre 1505 vor feiner Abreife nach 
Venedig feine Werkflatt auflöfte. Seitdem tritt Schäufelein. 
als felbltändiger MeiPcer auf heirathet fodann die Nürnberger 
Patriziertochter Afra Tucher, geht 1515 nach Nördlingen 
zurück und {lirbt 1540. Früher als jeder Andere hat {ich 
Schäufelein an die Darftellungsweife Dürers angefchloffen. 
Ob auch fein Altersgenoffe Albrecht Altdorffer (geb. um 
1478, "f" 1538) in Nürnberg gelernt und in wie ferne er mit 
Dürer in Berührung gekommen ift, läfst {ich noch nicht 
feftltellen. Thatfache iPr blos, dafs er gerade im Jahre I 505 
zu Regensburg als Bürger aufgenommen wird und im 
nächften Jahre feine felbflänclige Kunfithätigkeit beginnt. 
Ob es mit der 1822 bei Frauenholz befindlichen Zeichnung 2), 
welche laut alterthümlicher Handfchrift Dürer 1509 dem 
I) Vergl. C. W, Neumann u, Graf 
v, Walderdorff, Die drei Roritzer, 
Regensburg 1872, S. 27 u, 190. 
2) Kopf eines fchläfrigen Alten, 
in ein Tuch gehüllt, Mehr fleifsig 
mit dem Rothftein gezeichneta  ein 
für Dürer ganz ungewöhnliches Ma- 
terial. Heller, Dürer lT. 98,
	        
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