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VII.
Die Malerwerkftatt;
Fälfcher.
und
Gefallen
wir auch fonit beobachten, wie weit {ich die Beziehungen
Dürers zu Friedrich dem Weifen zurückverfolgen laffen.
Die Anhaltspunkte dafür giebt uns der St. V eiter Altar,
der einige Jahre fpäter offenbar für den Kurfürften Friedrich
gemalt wurde, da {ich die kurfachiifchen Wappen auf feinen
Flügeln befinden. Das grofse Altarwerk befand {ich bis
vor kurzem in der Hauskapelle des erzbifchöflichen Palaftes
zu Wien, von wo es in die Sommerreiidenz des Erzbifchofs
nach Ober-St. Veit bei Wien übertragen wurde. Es ftammt
vermuthlich und Vhöchli wahrfcheinlich ebenfalls aus Witten-
berg. Durch die Zeit und mehr noch durch eine moderne
Reftaurierung hat es fehr gelitten. Aber auch fonft zeigt
es nicht mehr die grofsartige Auffaffung und die feine
Durchführung des Dresdener Altares. Es ift ein Schulbild
der gewöhnlichen, oben bereits gekennzeichneten Art. Das
Hauptbild iPc eine ungemein belebte Kreuzigung Chrifti mit
an die fechzig Figuren, darunter ein Dutzend Krieger zu
Pferd; im Hintergründe Ierufalem an der Seeküfte. Die
Originalzeichnung dazu, auf grauem Grunde mit der Feder
emiig ausgeführt und mit dem Pinfel weifs aufgehöht, be-
findet fich im Mufeum zu Bafel und trägt in der Mitte
unten die eigenhändige Schrift: vAlbertus Dürer 15026,
wodurch das Werk datiert wird. Die Flügel des Altares,
jetzt auseinandergefägt, zeigten im Innern links die Aus-
führung zur Kreuzigung, rechts Jefus als Gärtner vor Mag-
dalena; an den Aufsenfeiten die lebensgrofsen Heiligen
Sebaftian und Rochus und je ein Wappenfchild, das mit
den gekreuzten Schwertern und das mit dem Rautenkranze,
zu ihren Füfsen. Die Zeichnungen zu den Flügelbildern
befitzt das StädelTche Infiitut zu Frankfurt a. M. l).
Im Vergleiche mit dem Dresdener Altare zeigt der
St. Veiter einen merklichen Rückfchritt fowohl in der Er-
findung, wie in der Ausführung. Man {ieht, wie Dürer
I) Genaueres darüber in meinem
Auffatze: Das Düreffche Altarwerk
zu Ober-St, Veit bei Wien; Mitthei-
lungen der k, k. Centralconlmifflorl,
Wien 1871. XVI, 81 rr.