Volltext: Dürer (Bd. 1)

Bildnifs Friedrich 
Weifen. 
des 
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erworbener Meiflerfchaft behandelt ifl. Bei aller Unfchein- 
barkeit, die durch die anfpruchslofe Temperatechnik und die 
mangelhafte Erhaltung der Farben noch gefleigert wird, ift 
die Tracht des Dargeftellten offenbar eine ungemein reiche. 
Unter dem aufklaffenden Wamms, welches den Hals blofs 
läfst, erfcheint ein jetzt bräunlicher, vermuthlich goldgewirkter 
Brufllatz, mit blauen Blumen und grünen Blättern geflickt, 
die Aermel find mit Bändern aus G0ld- und Silberbrocat quer 
befetzt, dazwifchen iPc der fchwarze Damafl längsgefchlitzt, 
fo dafs das Linnen durchfcheint. Ueber die linke Schulter 
und Bruft erfcheint dann noch ein Mantel von gleichem 
Stoff und Befatz geworfen. Die Mache ift, wie gefagt, ganz 
die des Dresdener Altares, die Hände erinnern geradezu an 
die des heiligen Axitonius dafelbit: Doch iil; der Hintergrund 
mit Oelfarbe mattgrün übermalt und links unten ein unechtes 
Monogramm Dürers angebracht worden. Das Bildnifs {tammt 
offenbar aus der Zeit, bevor Dürer noch fein Monogramm 
angenommen hatte und als der Einflufs von Mantegna noch 
lebhaft in ihm nachwirkte. Es zeigt, fo wie der Dresdener 
Altar, eine Breite und Grofsartigkeit der Auffaffung, die 
Dürer daheim bald abhanden kam und auf die er {ich erft 
gegen das Ende feiner Laufbahn wieder befann, angeregt 
vermuthlich durch die F ormengebung eines Quentin Maffys, 
den er in Antwerpen befucht hatte. Ueber die Perfon des 
hier Dargeflellten giebt es zwei Ueberlieferungen; nach der 
einen wäre es ein Selbftbildnifs des Meifters, was barer 
Unfinn ifl, nach der anderen ift es das Bildnifs eines fach- 
lifchen Fürften. Und diefe letztere Tradition verdient Wohl 
Beachtung; denn niemand anders käme dann in Frage als 
der 1463 geborene Kurfürft Friedrich der Weife von Sachfen, 
mit deffen fpäteren Bildniffen, namentlich dem Stiche Dürers 
von 1524 immer noch Aehnlichkeit genug übrig bleibt, 
wenn man die fpätere F ettleibigkeit des Kurfürften in Ab- 
fchlag bringt. Erhält diefe Annahme fchon durch die Ana- 
logie des Bildniffes mit dem Dresdener Altar eine Stütze, 
fo gewinnt diefelbe noch mehr an Wahrfcheiillichkeit, wenn
	        
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