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VII.
Die Malerwerkfiatt ;
F ä] fcher.
Gefallen und
den ihm nachfolgenden Veronefern geläufig war. Das Mittel-
bild zeigt die Madonna in halber Figur mit länglichem
Antlitz von feinen, fpitzen Formen, in blauem Gewande und
weifsem Schleier, linkshin gewandt und das Chriflkind an-
betend, welches fchlafend auf einem Kiffen vor ihr liegt,
und dem ein Engelein, von rückwärts gefehen, mit cinem
Wedel zufachelt oder die Fliegen abwehrt. Rechts daneben
fleht ein Pult mit einem deutfchen miniierten Gebetbuche.
Ueber dem Haupte Mariens halten zwei fchwebende Engel
eine Fürftenkrone aus gothifierendem Fleohtwerk, mit Perlen
befetzt. Im Mittelgrunde des perfpectivifch anfteigenden Ge-
maches fmd zwei andere Engelknaben mit deffen Säuberung
befchäftigt, indem der eine links Waffer ausfprengt, der andere
rechts auskehrt. Hinten in einer Nebenftube fleht man den
heil. Iofeph bei der Arbeit. Der Umftand, dafs zwei oben
fchwebende Engel halb weggefchnitten lind, verrath, dafs
das Bild wegen Befchädigung der Ränder verkleinert wurde,
was bei der geringen Dauerhaftigkeit diefer Technik leicht
erklärlich ift. Im Uebrigen iit die forgfaltige Malerei gut
genug erhalten. Erfindung und Formengebung zeigen ein
eigenthümliches Gemifch von vlämifcher Strenge und italieni-
fcher Freiheit. Die Draperien haben fcharfe, kantige Brüche;
das fchlummernde Chriftkind ift in Lage und Ausdruck
italienifch, indefs die Füfschen nach vlämifcher Art herauf-
gebogen fmd. Zumal die dienenden Engelkinder find in
ihren freien, etwas gefpreizten Stellungen und in ihren völligen,
fcharf unterfchnittenen Formen fprechende Zeugen eines
mantegnesken Einfluffes. Ihr Thun und Treiben und der
Ausblick, den das Fenfter zur Rechten auf ein deutfches
Gehöfte mit Bäumen und einem Leiterwagen gewährt, bilden
bereits ein Vorfpiel jener gemüth- und weihevollen Häus-
lichkeit der heiligen Familie, durch deren Schilderung der
Meifter des vMarienlebensr unfterblich geworden ift.
Noch bedeutender erfcheinen die beiden, zu diefem
Bilde gehörigen Flügel. Der linke zeigt den heil. Einfledler
Antonius in einem grofsen Buche lefend, eine lebensgrofse