Volltext: Dürer (Bd. 1)

Der 
Dresdener 
Altar. 
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laftete auch noch die Sorge für feine greifen Eltern, feine 
unmündigen Gefchwifter. S0 fah fich denn Dürer veranlafst 
einltweilen wieder in die Werkftatt Meifter Wolgemuts als 
Gefelle einzutreten und noch drei Jahre lang zumeift für 
diefen zu arbeiten, wie fich dies aus den Ergebniffen der 
beiden folgenden Capitel deutlich und nothwendig ergiebt. 
Erfl im Jahre I497 machte fich Dürer felbftändig und hielt 
eine eigene Werkftatt. Wenn nun Auftrage auf ein oder 
das andere Altarwerk an den Anfänger gelangten, fo gefchah 
es wohl unter Bedingungen, die eine gröfsere Vertiefung 
in die Arbeit, eine forgfalltige eigenhändige Ausführung 
kaum geftatteten. Die Zeit und die Kraft der heifchenden 
Gefellen mufsten zu Rathe gehalten werden, wenn der junge 
Meifier auf gut bürgerlich dabei leben wollte. Und fo fehen 
wir denn Dürer in feinen frühelten gröfseren Malereien 
zumeift der flüchtigen, handwerksmäfsigen Uebung Wol- 
gemuts und feiner übrigen Kunftgenoffen folgen. Die treff- 
lichen Entwürfe oder Umriffe werden den wKnechtene über- 
antwortet, ohne viel Rücklicht darauf zu nehmen, was deren 
Ausführung Gutes daran übrig läfst. Von diefem Gefichts- 
punkte müffen die frühen kirchlichen Gemälde, die aus Dürers 
Werkflatt hervorgingen, unterfucht und beurtheilt werden, 
foweit uns diefelben überhaupt bekannt und erhalten fxnd. 
Zum Glück befitzen wir aber noch ein Altarwerk, das 
in der erfien Zeit nach feiner Heimkehr entltanden und 
unter dem Eindrücke, in dem Auffchwunge feiner Reife- 
erinnerungen ganz von feiner Hand ausgeführt zu fein fcheint. 
Nach dem ausgezeichneten Orte feiner Aufbewahrung nennen 
wir das bisher wenig beachtete, grofse Triptychon den 
Dresdener Altarl). 
Es ift in Waffer- oder Leimfarben unmittelbar auf die 
feine Leinwand gemalt in jener rafcheren Technik, die nicht 
blos den deutfchen Meiftern, fondern auch Mantegna und 
I) K. Galerie II. Stock, Nr, I626. 
Kam 1687 aus der Schlofskirche von 
Wittenberg.
	        
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