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und
Heirath
Hausüand.
ift aus jenem Brieffragmente und zum Theil mit wörtlicher
Benutzung deffelben zufammengebraut.
Die Auffindung des Niederländifchen Tagebuches, aus
welchem hervorging, dafs Dürer jene Reife in Gefellfchaft
feiner Frau und im beften Einvernehmen mit derfelben
unternommen habe, entzog zwar jener Fabel allen Boden.
Aber Sandrarts Roman hatte zu wohl gefallen, als dal's man
darum auf feinen Inhalt verzichtet hätte; vielmehr fuchte
man denfelben für die Venezianifche Reife von 1506 zu
retten, die Dürer ja wirklich allein gemacht hatte. Man
fuchte nun in feinen Briefen an Pirkheimer eifrig nach folchen
Stellen, denen man den entfprechenden Sinn zur Verdäch-
tigung der Frau unterlegen konnte. Doch wäre man damit
kaum zum Ziele gelangt ohne Verwechslung der Dürerin
mit einer anderen Perfon, deren Familienname vRechen-
meifterina {ich gleich fo gut zu einer fpottweifen Bezeichnung
der geizigen Frau eignete.
In den bekannten Briefen aus Venedig neckt Dürer
nämlich feinen Freund fortwährend mit ziemlich derben An-
fpielungen auf Frauen oder Mädchen, auf welche der damals
noch junge, lebenslufiige und felbflgefällige Wittwer ein
befonderes Augenmerk haben mochte oder mit denen er
irgendwie in Beziehungen Pcand. Er bezeichnet cliefelben
theils mit vollen Namen, theils mit deren Abkürzung, theils
auch durch gezeichnete Bilder von Gegenfländen, die an
die Namen anklingen, fo z. B. die Rofentalerin und die
Gärtnerin, denen dann die Zeichnung einer Rofe und einer
Gerte entfprechen, die wir am Schluffe des Capitels anfügen.
Am meiften aber läfst er {ich im Scherz über ein Frauenzimmer
aus, das er einmal xunferee , das anderemal wEure Rechen-
meifterim nennt unter Beifügung der untern auch folgenden
weiblichen Fratze. Da. nun Rechenmeißerl), fo gut wie
I) Ueber diefe Familie, welche
auch und wohl urfprünglich Neffmger
heißt, Lochners Nürnberger Chronik,
Mscpl, im Stadtarchiv von Nürnb.
Vergl Tuchers Baumeiüerbuch, Bibl,
des litter. Vereins 1862. Band 64.
S. 151, 2; 264, 25.