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und Hausftand.
Heirath
Widerwillens doch zugefiehen mufs, indem er fagt: vEs find
ja üe und ihre Schwefier nicht Bübinnen, fondern, wie ich
nicht zweiHe, der Ehren fromme und ganz gottesfürchtige
Frauene.
Das böfe Zeugnifs Pirkheimers über den Charakter der
Dürerin wird durch den ferneren Inhalt des Briefes an
Tfcherte vollends abgefchwächt. Er erfcheint darnach mit
der ganzen Welt, wie mit {ich felbft zerfallen. Ueber alle
Dinge mit Ausnahme jener Hirfchgeweihe fpricht er nur
mit Mifsvergnügen und kleinlicher Gereiztheit. Von den
graufamen Türken kommt er auf die uneinigen Chriften und
deren Fürften und Herren aaber davon ifi nicht gut zu
fchreibene. Dafür büfsen die evangelifchen Landsknechte
für ihre fchlechte Haltung bei der Türkenbelagerung lrViens
im Vorjahre, und feine ganze Erbitterung kehrt {ich fchliefs-
lich gegen die Anhänger der neuen Kirchenlehren, ohne
dafs aber die Hüter der alten verfchont bleiben wfo man
zufleht, hat fich die Sach alfo geärgert, dafs die evangelifchen
Buben jene Buben fromm machene (d. h. fromm erfcheinen
laffen). Dabei redet er nicht etwa Tfcherte zu Gefallen;
im Gegentheil fetzt er bei diefem eine freiere kirchliche
Gefinnung voraus und verfieht fich deffen, mit feinen Worten
Befremden zu erregen; daher auch immer wieder die Be-
theuerung der Wahrheit feiner Ausfagen. Alle Zeitverhältnifie
werden fchwarz in fchwarz gemalt, dafs auch kein lichter
Flecken bleibt. Mit fcheuen Seitenblicken auf die bäuer-
lichen und communiftifchen Beflrebungen der Zeit beklagt er
insbefondere die Nürnberger Zuftände und das Gebahren des
dortigen Rathes: vdavon wäre viel zu fchreibent. Schliefs-
lich verwahrt er {ich aber wieder gegen die Zumuthung,
als fielle er {ich hiermit auf den traditionellen Standpunkt
von Papft und Kaifer. Er fleht die Nothwendigkeit einer
Befferung der kirchlichen Zuftände wohl ein, erwartet die-
felbe aber am wenigften von den Sectirern: xGott behüte
alle frommen Land und Leute vor folcher Lehre, denn wo
die hinkommt, da kann kein Fried, Ruh noch Einigkeit feim!