156
Heirath und
Hausüand.
Tode Pirkheimers, der am 22. December diefes Jahres ftarb.
Schon feit einem Jahrzehnt war er von Fettleibigkeit und
Podagra und endlich vom Stein fo fehr geplagt, dafs er
nicht mehr gehen, fondern blos reiten konnte und {ich
bereits 1523 genöthigt fah, feine Entlaffung aus dem Rathe
zu nehmen. Dazu nahm die kirchliche Bewegung, zu deren
erfien Urhebern er mit Recht gezählt wird, einen ihm viel
zu {türmifchen Verlauf und bedrohte fchliefslich feine Fa-
milien- und Standesintereffen. Trotz feines reichen Wiffens
und feiner feltenen Begabung war doch Pirkheimers Stand-
punkt nicht erhaben genug, um ihn von Seiten feiner per-
fönlichen Intereffen unverwundbar zu machen. Abgeftofsen
von der Neuerung, ohne wieder zum Alten zurückkehren
zu können, verlor der kranke Mann allen Halt; er zog fich
grollend zurück und vereinfamte vollends feit Dürers Tode
immer mehr. Diefer Schlag fcheint ihn hart getroffen und
feine Empfindlichkeit in hohem Grade gePceigert zu haben.
Das mufste felbft der harmlofe Eoban Heffe an {ich erfahren,
deffen freundfchaftliche Zufendungen Pirkheimer längere Zeit
blos deshalb ignorierte, weil ihm hinterbracht worden war,
dafs {ich der Poet irgendwo ungünflig über ihn geäufsert
habe. In diefer verdüPcerten Einfamkeit mag Pirkheimer
allerlei kleinem Tand noch mehr Intereffe zugewendet haben,
als früher, wie es ja oft zu gefchehen pflegt, dafs bedeutende
Geifter in der Neige ihrer Kräfte auf kindifche Spiele ver-
fallen.
In der That hatte der merkwürdige Brief an Tfcherte
keinen anderen Zweck, als {ich für die Hirfchgeweihe Dürers,
die ihm entgangen waren, Erfatz zu verfchaffen. Das Lächer-
liche diefer Leidenfchaft mochte Pirkheimer felbfi fühlen,
indem er {ein weitläuüges Anfuchen mit den Worten ein-
leitet: xWiewohl ihr achten mögt, dafs mir ganz wenig
an dergleichen Dingen gelegen iPcr. Er thut dann fo, als
hätte ihm Herr Hartmann die Hirfchgeweihe, für deren
Uebermittelung er {ich Tfcherte zum Danke verpflichtet
glaubte, förmlich aufgenöthigt. Mit diefen ifi er aber ganz