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und Hausftand.
Heirath
Vereinfamung darin {o unerträglich geworden zu fein, dafs
fie {ich in fremde Pflege begab. Dies geht wenigfiens aus
den Nachrichten hervor, welche Dr. Chrifloph Scheurl in
feinem Todesjahre 1542 für [einen Neffen Albrecht Scheurl
niederfchrieb, den vAlbrecht Dürer der Deutfche Apelles
und kunfireichfle Maler bei feinen Zeitem am 3.Februar 1525
aus der Taufe gehoben hatte; indem er mittheilt: Dürers
Wittwe Agnes, des frommen Hans Frey Tochter, Rarb Sonn-
tags den 28. December 4 Uhr Morgens I5 39 bei fremden
Hauswirthen 1).
Erft nach der gerichtlichen Schätzung des ganzen In-
ventares im Nachlaffe Dürers und nach jener Erbtheilung
vom 9. Juni 1 5 30 konnte Frau Agnes daran denken, manchen
nutzlos gewordenen Hausrath zu veräufsern. Bei diefer
Gelegenheit nun follte Agnes, die {ich gegen ihre Schwager
eben erft fo bereitwillig und freigebig erwiefen hatte, einen
Fehlgriff begehen, der die fchwerften Folgen für ihren guten,
bis dahin makellofen Namen gehabt hat. Unter den Curioli-
täten, welche Dürer ß eifrig gefammelt hatte, befanden {ich
auch verfchiedene Hirfchgeweihe und darunter ein befonders
fchönes Paar, vielleicht daffelbe, welches der Kilrfürit Fried-
rich der Weife Dürern verfprochen hatte, und daran ihn
Dürer 1520 durch Spalatin mahnen liefs mit dem Bedeut:
wer wolle zwei Leuchter daraus machem 3).
Wie für andere dem Städter ungewohnte Naturobjecte
hatte man nämlich damals auch in Nürnberg eine befondere
Vorliebe für Hirfchgeweihe. Ein Zeugnifs diefer Mode giebt
u. a. ein gleichzeitiger Kupferftich vom Nürnberger Meiiter
M. Z. (Bartfch I5), wo ein Paar Geweihe an einem Hänge-
leuchter dargeftellt iind. Ein ganz ähnliches Beifpiel aber
iit für uns von näher liegendem Intereffe. Es ift dies eine
colorierte Federzeichnung Dürers in der Ambrafer Samm-
1) Archiv f. zeichn.
IV, 26,
Künüe, Leipz.
Briefe 4 4 v
Dürers