Knappe Wirthfchaft,
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Schon an der Art, wie Dürer oben über feine Ver-
heirathung berichtet, hat man fehr mit Unrecht Anftofs
genommen. Das Gottvertrauen jener Zeiten hatte eben
doch feine ganz beftimmten Grenzen. Die Ehewerbung
durch väterliches Uebereinkommen war fiehende Regel, und
es bliebe zu beweifen, ob unfere Vorfahren dabei fchlechtcr
gefahren feien, als ihre Nachkommen, deren Ehen ihrer
Meinung nach im Himmel gefchloffen werden. Nach der
Verheirathung fcheint Dürer nicht, wie dies wohl in Nürn-
berg Sitte war, das Haus feiner Schwiegereltern bezogen
zu haben; vielmehr nahm er feine junge Frau mit in das
väterliche Haus xunter der Veftenr. Dafs fie wenigftens
im Jahre 1502 dort wohnten, erfehen wir aus Dürers Bericht
über den Tod des Vaters, bei welchem die ßjunge Magd
fchnell nach feiner Kammer lief, ihn zu wecken, und er
herabkama 1). War Dürer bis dahin feinem alten, kranken
Vater bereits eine Stütze gewefen, fo laftete nun die ganze
Sorge um die Mutter und die jüngeren Gefchwifter auf ihm.
Die Erhaltung der ganzen Familie mochte dem jungen
Meifter nicht leicht werden, oder wie er 1506 felbPc aus
Venedig fchreibt: wFür mich felbft würde ich freilich nicht
verderben, aber Viele zu ernähren, ift mir zu fchwer; denn
niemand wirft fein Geld wegrr 2). Bis dahin konnte Dürer
allerdings keine Erfparniffe bei Seite legen. Vielmehr wiffen
wir aus feinen Briefen an Pirkheimer, dafs er diefem ein
Darlehen fchuldete. Gleichwohl tritt nach dem zweiten
Aufenthalte in Venedig im Jahre 1506 ein günftiger Um-
fchwung in Dürers Vermögensverhältniffen ein. Er berichtet
uns felbft, wie er früher nie Gelegenheit zu grofsem Gewinne
gehabt, wohl aber grofsen Schaden erlitten habe durch Dar-
lehen, die ihm nicht zurückerftattet worden, und durch Ge-
fellen, die ihm nicht Rechnung legten; auch fei ihm einer
zu Rom geftorben mit Verluft der Kunflwaare. Dadurch
war er denn foweit in Schulden gerathen, dafs der Ertrag
Dürers
Briefe etc.
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Dürers
Briefe I2,
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