Schwiegervater.
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Schwerer freilich wäre es, die oben angenommene Iden-
tität des für die Zeichnung Mr. Mitchells benutzten Modelles
mit Hans Frey zu erweifen. Gleichwohl dürfte es nicht
nutzlos gewefen fein, urkundliche und künfilerifche Thatfachen
ohne Zwang und ohne Tendenz fo aneinander zu reihen,
wie fie {ich einer längeren Prüfung nach beiden Richtungen
darboten. Mag dann auch das Bild, das flch uns von Dürer
und den ihm naheftehenden Perfönlichkeiten ergiebt, hie
und da verzeichnet und unklar fein, der Grundton, der dem
Ganzen die richtige Haltung giebt, dürfte darum doch ge-
getroffen fein. Jedenfalls entfpricht diefe Art des Vorgehens
der Lückenhaftigkeit unferer Quellen, die uns immer wieder
in die Alternative verfetzt, zwifchen farblofer Beflimmtheit
und bunt aufgetragener Unzuverläffigkeit zu wählen, da doch
eines fo wenig wie das andere uns allein befriedigen kann.
Jedenfalls macht das, was wir von Hans Frey wiffen,
nicht den Eindruck, als wäre er vorzugsweife auf Mehrung
feines Befitzes bedacht gewefen. Gleichwohl hinterliefs er
bei feinem Tode am 21. November 1523 feinen beiden
Töchtern Agnes, Dürers Frau, und der jüngeren, feither mit
Martin Zinner vermählten Katharina ein nicht unbedeutendes
Vermögen, darunter eine in einem bürgerlichen Nachlaffe
jener Zeit ungewöhnlich grofse Barfchaft von 455 Gulden.
Aus reiner freundlichen, gütlichen Theilunga des väterlichen
Erbes, Welche die beiden Schweftern dem Teftamente gemäß
am 14. December 1523 vim Beifein und mit gutem Willem
ihrer Ehewirthe mit einander vereinbarten, geht hervor, dafs
die Dürerin bereits namhafte aVorfchickungr, d. h. Heraus-
zahlungen bei Lebzeiten des Vaters, erhalten hatte. Von
einer Summe von III 7 Gulden wurden ihr daher nun blos
370, der Schwefter aber 747 Gulden zu Theil 1).
Dürer mag fomit von feinen Schwiegereltern ftets that-
kräftige Förderung erhalten haben, wie er denn auch in
innigem Einvernehmen mit ihnen geftanden zu haben fcheint.
Nürnberger
Stadtarchiv ,
Conservat.
fol.
u3b.