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Heirath
Hausitand,
und
auch in jenen Tagen folche Familienverbindungen abgemacht
wurden, der Zeitraum von einigen Wochen zwifchen Dürers
Heimkehr und feiner Heirath dürfte kaum genügt haben,
die Angelegenheit auch nur zwifchen den Vätern zu ordnen.
Die Annahme liegt fomit nahe, dafs fchon in Dürers Ab-
wefenheit der bedächtige Vater die Unterhandlungen mit
Hans Frey angeknüpft und den Sohn eben heimgerufen
habe, als diefelben dem Abfchluffe nahe waren. Das Selbft-
bildnifs Dürers von 1493 mochte den Zweck haben, die
Werbung des Vaters zu unterftützen, indem es theils die
Kunftfertigkeit des Wandernden bezeugen, theils der Braut
feine Züge in's Gedächtnifs zurückrufen konnte. Darum alfo
der vertrauensvolle Spruch, die fymbolifche Blume, heute
noch vMannestreua genannt, und vielleicht auch die für ein
fo grofses Gemälde l) ganz ungewöhnliche Ausführung auf
einem Pergamentblatte, das fich leichter heimfenden liefs,
als eine hölzerne Tafel.
Der ßpergamentene Heirathsbriefe, deffen bei der Ver-
laffenfchaftsabhandlung Dürers im Jahre 1530 Erwähnung
gefchieht, ift zwar bisher nicht wieder aufgefunden worden;
doch hatte der Vater gewifs allen Grund, fich und feinem
Sohne zu der vortheilhaften Familienverbindung Glück zu
wünfchen. Die Frey waren keine Handwerkerfamilie, viel-
mehr eines jener vehrbarena handeltreibenden Gefchlechter
Nürnbergs, die zwar keinen Theil an der oligarchifchen
Regierung der Stadt hatten, doch aber von den Rathsfahigen
vielfach als ebenbürtig angefehen wurden 1). Hans F rey felbft
war ein angefehener, vermögender Mann, der liegende Güter
in und aufserhalb der Stadt, u. a. eine Hofftatt beim Wöhrder
Thor befafs. Seine Frau Anna, Agnes' Mutter, ftammte
aus einem der vornehmften, rathsfahigen Gefchlechter, fie
war eine Tochter Wilhelm Rummels und der Kunigund
Hallerin. Wie bedächtig aber auch der Vater "Dürer an die
1) Höhe Meter 0.565. Br. 0.445.
2) G. W. K. Lochner, Anzeiger
Vorzeit ,
für Kunde deutfcher
Sp. 57.
1866,