Volltext: Dürer (Bd. 1)

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Landfchaftsmalerei. 
Wanderfchaft und 
gethan. Aus dem Jahre 1510 ftammt noch eine forgfaltige 
Federzeichnung, jetzt im Befitze des Malers Leon Bonnat 
in Paris. Sie ftellt ein Dörfchen mit einem Kirchthurme 
aus der Umgebung von Nürnberg dar, in der Mitte ein 
Teich mit Gänfen. Es ift nach allen Regeln der Perfpective 
aufgenommen und zeigt darin, im Vergleich zu allen älteren 
Zeichnungen, eine bewufste Sicherheit. Das Blatt ift qua- 
driert, hat links in halber Höhe den Augenpunkt mittelPc 
eines Ringleins angegeben und führt von Dürers Hand die 
Ueberfchrift: „hab acht auffs awg".  
Je weiter Dürer auf der Bahn feiner Entwickelung vor- 
fchreitet, je mehr er flch dem Höhepunkt feiner Geftaltungs- 
kraft nähert, deflo mehr tritt das Studium der Landfchaft 
für ihn in den Hintergrund. Nicht als hatte er je aufgehört 
ihren Reiz, ihre Berechtigung in der Kunft zu empfinden  
noch auf der Niederländifchen Reife I 520 findet er, die Stadt 
Mittelburg „war köftlich zu konterfeien"  aber die Iyrifche 
"Stimmung hält nicht mehr vor, feit fein Schaffen die Rich- 
tung auf die höchften Ideen der Menfchheit genommen hat. 
Dabei kommt die' ganz nationale F orfchernatur Dürers in 
Betracht, der flch ftets neue Probleme ftellt und nicht ruht 
bis er nach dem Ausmafse feiner Kraft das Möglichfte zu 
ihrer Löfung gethan zu haben glaubt. S0 fcheut er denn 
keine Mühe und nicht die kleinlichfte Nachbildung der Natur, 
bis er meint fie erreicht zu haben. Dann zieht er nicht 
mehr mit Pinfel und Malkaften aus, er begnügt fich, blofs 
mit der Feder und dem Metallftift Anfichten feftzuhalten, 
was ihm in früheren Jahren nur ausnahmsweife genügte z. B. 
in der Federzeichnung nach einer Waldpartie am Schmaufen- 
buck bei Nürnberg, wo vorne zwei Mönche an der Pcein- 
umkleideten Quelle fitzen; jetzt in der Sammlung des 
Herrn  K. Klinkofch. Nachdem er flch der einmal 
errungenen Herrfchaft auf dem Gebiete der Landfchafts- 
malerei bewufst ift, dünkt es ihm eben leicht, jede 
noch fo kahle Skizze in ihr farbiges Gewand zu kleiden. 
Zu Urkund deffen hat er feine Erfahrungen felbft in einem
	        
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