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Wanderfchaft und Landfchaftsmalerei.
fo fafst auch Dürer alles Naturleben von jenem weiteren
Gefichtspunkte, nach welchem das Treiben der Menfchen
mitten hineinfallt. Nur aus der innigen Berührung Beider
entfpringt ihm die gemüthliche Stimmung, die ihn zum
Schaffen anregt. Daraus erklärt fich wohl der Umftand,
dafs Dürer zwar in der ziemlich einförmigen Umgebung
feiner Vaterfiadt, nicht aber innerhalb deren Ringmauern
willkommenen Stoff für feine Aufnahmen findet. Die einzige
uns vorliegende Ausnahme bildet in diefer Beziehung eine
leicht colorierte Federzeichnung der Albertina, und diefe
bekräftigt eher jene Beobachtung, denn fle flellt nur das
eine Ende der Stadt dar, dort wo die Pegnitz unter den
Mauern in's Freie hinaustritt. Es ift die Anficht des alten
Trockenfiegs beim Hallerthürlein, einer wohlgefugten, be-
deckten Holzbrücke, an deren Stelle heute ein Kettenfteg
läuft, aufgenommen vom linken Ufer an der Stelle des
Unfchlitthaufes. Hinter der Brücke erhebt flch noch über
dem Pfeiler in der Mitte des Flüfschens der fpäter abgetragene
Schleierthurm, von dem nach beiden Seiten die Cafeniatten
der Frohnfefte über' die Bogenwölbungen hinlaufen. Am
andern Ufer fleht man eine Mühle zwifchen hohen, dichten
Baumgruppen, überragt von einem fchlanken Thorthtirme in
weiterer Ferne. Aufserordentlich treu ift bei fo geringen
Mitteln das Hiefsende Waffer mit der Spiegelung unter den
Schwibbögen der Stadtmauer wiedergegeben.
Ungleich breiter, als bei allen bisher erwähnten Land-
fchaften Dürers ift die Behandlung einer Farbenfkizze in
der Sammlung Pofonyi-Hullot, jetzt im k. Mufeum zu Berlin.
Blos mit dem vollen Pinfel ift in einigen, meifi bräunlichen
Tönen ein feichtes, fränkifches Thal hingeworfen, das fich
endlos gegen links vertieft; gegen rechts lleigen die Abhange
höher auf, und da liegt in der Thalfohle unten ein Dörfchen
umgeben von Bäumen, deren andere auch einzeln hin und wieder
ftehen. Die Aufnahme von einem erhöhten Ausfichtspunkte
mufs das Werk eines Augenblickes gewefen fein, dafs die
Farbe kaum Zeit hatte vor der Vollendung zu trocknen. Der