Aus
Gegend von Nürnberg.
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Sicherheit boten und in Kriegszeiten auch vom Rathe der
Stadt in Anfpruch genommen wurden, um Söldner hinein-
zulegen. Ein folches Häuschen mit einem hohen Stockwerke,
die Wetterfahne am Firlt, ift hier dargeitellt im Hintergrunde
auf einer kleinen Infel fiehend und rings von Weidicht und
Büfchen umgeben. Leicht fpiegelt es flch in der glatten
Wafferfläche, die bis gegen den Vordergrund reicht. Hier
ifl links ein Kahn gelandet und rechts zieht fich das fchilf-
bewachfene Ufer in die Ferne. Alles ift in warme Abend-
fonne getaucht, nur rechts thürmen {ich einige dunkle Wolken
über dem freundlichen Bilde des fommerlichen Feierabends,
das Waagen zur Bewunderung von Dürers Vielfeitigkeit
hinreifst und zu einem Vergleiche deffelben mit Artus van
der Neer, bei welchem dem alten deutfchen Meiüer noch
ein Ueberfchufs an eigenthümlicher Poefie zu Gute kömmt.
Dürer hat unten hin gefchrieben „Weier Haws"; es ift
daffelbe, welches auf dem Kupferftiche der Madonna mit
der Meerkatze im Gegenfinne wiederkehrt, und man ift ver-
fucht das Aquarell für ein Vorftudium zu dem Stiche zu
nehmen; nur erfcheint das Häuschen dort von gröfserer
Ferne mehr in der Daraufflcht genommen und weit mehr
in's Detail durchgeführt.
Obwohl in den meiPren diefer Darftellungen Baulich-
keiten und menfchliche Wohnungen mehr oder minder in
den Vordergrund treten, kann doch von der fpäter in Auf-
nahme gekommenen Art der Architekturmalerei hier nicht
die Rede fein, und ebenfo wefentlich unterfcheiden fich
Dürers Aufnahmen von den trockenen Städtebildern Wol-
gemuts in der SchedelTchen Weltchronik. Es find nicht
monumentale Bauten, fondern fchlichte ländliche Gebäude,
einzeln oder in Gruppen und fo einheitlich mit der fie um-
gebenden Natur verbunden, als wären fie gleich den Bergen,
Bäumen und Büfchen nothwendig aus dem Boden empor-
gewachfen. Wie die NVohnungen des Menfchen einer Gegend
erft Sinn und Bedeutung geben, wie die Spuren feiner Thätig-
keit der Landfchaft erft ihr trauliches Ausfehen verleihen,