M antegna.
nach
Zeichnungen
IIS
italienifchen aber bald in bewufsten Gegenfatz tritt; wie er
nur jene zu überholen, diefe aber zu widerlegen fucht. Anders
in Venedig, wo theils die Umgebung, theils der Verkehr mit
den Malerwerkflätten ihn in das Verftäildnifs der Mantegneske
einführen konnte. Dort fand er feine Vorlagen leicht auf
offener Strafse. Zwar bewahrt er in ihrer Nachbildung
immer eine gewiffe Selbftändigkeit, doch offenbart {ich darin
zugleich eine fo feltene Fähigkeit, ganz fremde Formen auf-
zufaffen, wie wir f1e vielleicht nur an dem ftudienfrohen
Rubens wiederfinden.
Die Kupferftiche Mantegnas, nach Welchen Dürer jene
beiden Zeichnungen fertigte, find: das eine der beiden Blätter
mit kämpfenden Meergöttern, darftellend den Zweikampf von
Tritonen, deren Jeder eine Nereide auf dem Rücken führt, und
das Bacchanale mit dem Silen Dürers Copien find mit der
Feder auf weifsem Papier und in der gleichen Gröfse ausgeführt.
Die gewaltige Belebung der erwiefenermaafsen nach antiken
Reliefs componierten Gruppen und das Ebenmafs der nackten
Körper waren es wohl, was Dürer zumeift anzog. An der
Compofltion hat er fo gut wie nichts verändert. Im Uebrigen
aber copiert er keineswegs Strich für Strich, er ftrebt viel-
mehr felbftändig nach genauerer Modellierung und bleibt
dadurch gerade an plaftifcher Kraft und an Ausdruck weit
hinter Mantegna zurück. Deffen Schattengebung durch eine
kurze, fchräge Strichlage von rechts nach links in der Art
des Antonio Pollaiuolo genügt Dürer nicht; er geht den
Formen in's Einzelne nach und erzielt durch Anwendung
aller Mittel, vom feinften inneren Contur bis zu mehrfachen
Kreuzlagen, die vollftändige Rundung deffen, was bei Man-
tegna reliefartig flach erfcheint. In diefer Ausführung verräth
Dürer nicht blos feine Fortfchritte in der deutfchen Technik
des Zeichnens, fondern auch jene unbedingte Liebe zur Natur
die eine todte Ueberlieferung in der Kunit nicht anerkennt
und flCh ihr nur hingiebt, um fie dem Scheine felbft-
I) Bartfch,
XIII.
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Nro.
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