114
und
Wandeg-fchaft
Landfchaftsmalerei,
erwachfe. Ohne in eine Nachahmung der zwei fo entlegenen
Gegenfätze zu verfallen, hat Dürer etwas von Schongauers
Innigkeit und etwas von Mantegnas Grofsartigkeit und Würde.
In dem Mafse aber, als er Beiden verwandt ift, mufste er
Beiden gleich ferne ftehen. Wenn er fich im Allgemeinen
dem deutfchen Meifler näher vergleicht, fo hat dies {einen
Grund theils in dem echt nationalen Wefen beider, theils
in der vermittelnden Stellung, welche hVolgemtit zwifchen
ihnen einnimmt. Nun wiffen wir zwar, dafs Dürer Zeich-
nungen von Martin Schongauer fammelte und pietätvoll
bewahrte 1), doch deutet anderfeits keine Spur darauf hin,
dafs er {ich im Einzelnen nach Schongauers Werken fo eifrig
gebildet hätte, wie an denen Mantegnas. Dafür liefern uns
zwei Zeichnungen Dürers in der Albertina einen werth-
vollen Beleg.
Die Kupferftiche Mantegnas konnten leicht im Handels-
wege nach Nürnberg gelangen. Man gab." daher auch der
Vermuthung Raum, Dürer habe die Copien nach denfelben
in der Heimath gemacht. Der Umftand aber, dafs feine
einzigen Arbeiten ldiefer Art gerade die Jahreszahl 1494
tragen, und der Vergleich mit anderen Blättern aus der Zeit
der Wanderfchaft nöthigt doch zu der Annahme, dafs Dürer
{ich nur in Italien zu einem folchen Studium Mantegxias ver-
anlafst fand. Die eklektifche Objectivität fpäterer Zeiten ilt
dem Künftler des XV. Jahrhunderts überhaupt fremd, der
naiv produciert, Fremdartiges fchwer nachempfindet und
nur in dem Mafse mit Glück nachahmt, als er fich in die
neue Richtung eingelebt hat. Wir fehen daher auch fpäter,
wie Dürer daheim blos deutfche Arbeiten copiert, zu
1) Heinecken, Neue Nachrichten,
S, 406, befafs eine folche grofse
Federzeichnung, eine Kapelle etc_,
worauf Dürer gefchrieben hatte: Daz
hat der hübfch Martin geriffen im
1470. jar, da er ein jung gfell was,
Das hab ich Albrecht Dürer erfarn
und Im zu ern daher gefchrieben im
1517. jana Eine andere meiflerhafte
Federzeichnung im Britifchen Mufeum,
Chrifltus als Wbltlehrer, führt gleich-
falls von Dürers Hand die Infchrift:
vDas hat hiiblbh Martin gemacht im
14.69. jorm Waagen, Treasures of
Art, w, s. 34j