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Landfchaftsmalerei.
Wanderfchaft und
Dürers Zeit Ptanden, konnte ich nicht feftftellen. Sie fxnd
ganz alterthümlich und namentlich in den dürftigen Körpern
ziemlich roh behandelt, fo dafs man {ich fragen mufs, was
wohl Dürern veranlafst habe, ihnen fo viel Aufmerkfamkeit
zuzuwenden; 0b die Neuheit des Gegenftandes, die wuchtige
Charakterifiik im Vergleiche zu den erbärmlichen Zwerg-
pudeln der EyckTchen und Wolgemuffchen Schule, oder
der belebte, wenn auch grämliche und faft weinerliche Aus-
druck ihrer Gefichter. Links unten fleht man die Geftalt
eines Apollo mit Pfeil und Bogen in den Händen, den Lor-
beerkranz auf dem Haupte, in nahezu elegifch gefchwungener
Stellung; ein eigenthümliches Gemifch von mittelalterlicher
Gefühlsweife, modernem Realismus und antiker Tracht, deffen
Urbild wohl nur dem Venedig des XV. Jahrhunderts an-
gehört haben möchte. Auch zu dem Alchymiften daneben
im türkifchen Turban und langem Talare, der, einen Todten-
fchädel in den Händen, vor einem gefchloffenen Buche und
einem kugelförmigen Keffel mit der Auffchrift LVTVS
Pceht, kann Dürer Wohl nirgends als in Venedig den Typus
gefunden haben l).
Ein anderes Blatt mit Skizzen aus der Zeit der Wander-
fchaft befindet fich im Corridor der Ufficien zu Florenz.
Auf demfelben erfcheinen, gleichfalls mit der Feder gezeichnet,
ein Ritter zu Pferde mit einer überladenen Prachtrüftung,
der Rumpf eines nackten Schildhalters, ein Kind von völligen,
italienifchen Formen, auf dem Boden halb fitzend, halb lie-r
gend, in einer Haltung, wie fie bei den Chriftuskindern des
anlten Francia oder Perugino vorkommt; endlich der Kopf
eines bärtigen Türken mit geöffnetem Munde und böfem
1) F. Wickhoff, Dürers Studium
nach der Antike, ein Beitrag zu fei-
nem eriten venetianifchen Aufenthalte.
(Mit phototypifchen Abbildungen.)
Mittheil, des Initituts f. öfizerr. Ge-
fchiclntsforfchung, 1880, I, 411ff. führt
diefe Apolloügur mit Recht auf das
Motiv des bogenlpannenden Eros zu-
rück, den die Renaiffance für einen
Apollo hielt. Er bringt damit ge-
fchickt den rechts Ilehenden Orien-
talen, als den das Orakel befragenden
Prieller in Verbindung und ließ; die
Infchrift des dazwiichen {lebenden
Brodem.