Volltext: Dürer (Bd. 1)

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Landfchaftsmalerei. 
Wanderfchafl und 
kam; vermuthlich war es aber gerade jene dritte, weniger 
bedeutende, als abfonderliche Gruppe von Malern, welcher 
jacopo de" Barbari angehörte, denn cliefer Meifter Hand, wie 
wir fehen werden, in fehr nahen Beziehungen zu Nürnberg. 
An die erfien Meifier der Stadt, die Bellini, dürfte Dürer 
damals nicht herangekommen fein. Aber angenommen auch, 
dafs er Gelegenheit hatte, deren Gemälde zu fehen, fo 
dürfen wir uns über den Eindruck, den eine Santa Con- 
verfazione Giovannis, ein fePrlicher Aufzug Gentiles oder 
Vittore Carpaccios auf ihn machen konnte, keiner Täufchung 
hingeben. Das gegenftändliche Intereffe, das uns heutzutage 
anzieht, müffen wir zunächft in Abfchlag bringen. Die 
Zeichnung, weit entfernt, in deutfcher Weife vorzuherrfchen, 
verbarg lich hinter einer Malweife, deren Oeltechnik ihm 
neu, deren fpecififches Farbengefühl ihm tinverftändlich blieb; 
fand er es doch noch 1506 nicht der Mühe werth, eines 
Giorgione oder Tizian auch nur zu gedenken. Dafür mufste 
der Mangel jedes geiftigen, gedanklichen wie gemüthlichen 
Inhalts den deutfchen Jüngling, der bereits die Ideen feiner 
Apokalypfe in {ich trug, befremden. Riefengrofs Pcand neben 
diefen Venetianern für ihn Andrea Mantegna da. 
Der junge Dürer brachte von der Schule und aus dem 
Verkehre mit den Künftlern und Gelehrten der Heimath 
ficher eine dunkle Kunde von dem Ruhme der antiken 
Kunft mit. Je unbeflimmter feine Begriffe von derfelben 
waren, defto tiefer überrafchte ihn wohl die Anfchauung 
aller jener Formen, die ihm unmittelbar aus dem claffifchen 
Alterthurn hergeleitet erfchienen. Ohne theoretifch unter- 
fcheiden zu können, mochte er diefelben im Gegenfatze zu 
den chriftlichen Bilderkreifen an allen mythologifchen und 
profanen Darftellungen entdecken, fobald ihm diefelben aus 
äufseren Gründen ehrwürdig erfchienen. Einen um fo ge- 
waltigeren Eindruck rnufsten daher die mantegnesken Formen 
auf ihn machen, fobald er in ihnen die Ausflüffe antiker 
Ueberlieferungen fah. Dabei konnten aber die Eigenthüm- 
lichkeiten und die feineren Abweichungen einer Stilrichtung
	        
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