Volltext: Dürer (Bd. 1)

Venedig. 
Italien, 
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und der Heimath viel unterwegs. Andere Landsleute holten llCh 
an der benachbarten Univerfität Padua ihre gelehrte Bildung, 
und mit den Claffikerausgaben der Aldinifchen Druckerei 
wanderte wohl auch mancher Kupferftich nach dem Norden. 
Wilibald Pirkheimer, der {ich 1504 in einem Briefe an Celtes 
rühmen konnte, dafs er alle griechifchen Bücher bClllCZC, 
welche in Italien gedruckt feien, befand {ich damals, 1490 
bis 1497, als Student erft auf der Univerütät Padua und 
dann in Pavia. 
Wir haben keine Nachrichten darüber, dafs {ich Dürer 
im Jahre 1494 in Venedig aufgehalten habe, aufser den- 
jenigen, welche uns der Meifter felbfi in feinem Skizzenbuche 
und in feinen Briefen hinterlaffen hat. Doppelmayr  erzählt 
zwar, Dürer fei auf feiner erften Wanderfchaft vor feiner 
Heirath und feiner Niederlaffung in Nürnberg zuletzt nach 
Venedig gekommen; da er aber von dem beglaubigten 
venetianifchen Aufenthalte Dürers im Jahre 1506 nichts weifs, 
konnte man hier an eine Verwechfelung denken. Die meifien 
Kunftfchriftfteller haben denn auch diefe für Dürers Ent- 
wickelung fo bedeutfame Thatfache unbeachtet gelaffen. 
Erft in neuefter Zeit hat diefelbe entfchiedene Vertreter 
gefunden 2). 
Es ift wiederholt bemerkt worden, dafs der zweite 
Aufenthalt Dürers in Venedig von 1505 bis 1507 fo ver- 
hältnifsmäfsig wenig Einflufs auf feine künftlerifche Richtung 
geübt hat, und wir werden diefelbe Beobachtung machen, 
wenn wir fehen, wie zwifchen den bedeutendfien Compofitionen 
unmittelbar vor und nach jener venetianifchen Reife faft gar 
kein Unterfchied waltet. Diefe immerhin auffallende Er- 
fcheinung liefse fich zwar durch die völlig fertige und felbft- 
bewufste Entwickelung des Meifters in jenen Jahren begreiflich 
machen, und auch dafür, dafs gerade feine Kunfithätigkeit vor 
1506 deutliche Spuren italienifcher Einwirkung an {ich trägt, 
I) Nachricht, Nümb. 1730. S. 183. 
2) Nach dem Vorgange von Fio- 
rillo und Selvatico: Freih. von Ret- 
berg, Archiv f. zeichn. Künßze VI, 
1866, S. 178 und H. Grimm, Ueber 
Künßler und Kunflw. I. 133.
	        
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