Der Schwabacher
Altar,
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Chronik auch zuweilen vorkommen, und mitten inne fleht
eine kleine zierliche Madonnen-Figur; in den oberen Ecken
fchweben Engel. Die Seitenflügel find auf der Rückfeite
gleichfalls ganz mit gothifchem Zierrath bedeckt, zwifchen
welchem verfchiedene Vögel fichtbar werden. Mit Leichtig-
keit und fichtlichem Behagen bewegt fich Wolgemut in
"diefen kraufen Formen, durch welche immer wieder, nament-
lich in den Figuren, das feinere Gefühl für Zierlichkeit und
plaftifche Vollendung hervorbricht.
Wolgemut war 74 Jahre alt, als der Schwabacher Altar
feine Werkflatt verliefs. Die ßHerftellung der umfaffenden
Bildwerke hatte wohl geraume Zeit inAnfpruch genommen.
Da die Kirche, für welche der Altar bePcimmt war, fchon
1495 vollendet wurde, mag bald darauf die Beftellung
an Wolgemut ergangen fein. Die Arbeit fcheint aber nicht
mit der gewünfchten Schnelligkeit von ftatten gegangen
zu fein, und deshalb ward fchliefslich im Jahre I 507 ftipuliert,
dafs der Altar zur Kirchweih des folgenden Jahres fertig
fein müffe. Dabei traf die Bürgerfchaft zugleich Vorforge,
dafs die Güte der Arbeit unter der Befchleunigung nicht
leiden follte, denn es heifst im Vertrage! aWo aber die
Tafel an einem oder mehreren Orten ungeftalt würde, da
foll er fo lange ändern und beffern, bis fie nach der be-
ftändigen Beflchtigung, von beiden Theilen dazu verordnet,
wohlgeftalt erkannt würde; wo aber die Tafel dermafsen
grofsen Ungeltalt gewinne, der nicht zu ändern wäre, fo foll
er folche Tafel felbft behalten und das gegebene Geld ohne
Abgang und Schaden wiedergebene 1). Der Altar wurde
dann wirklich im Jahre 1508 am feltgefetzten {Tage auf-
geflellt und dem Meifter dafür die namhafte Summe von
600 Gulden und feiner Frau noch I0 Gulden zum Leikauf
bezahlt 2). War innerhalb Jahresfrift noch manches zu thun
übrig und wurden gar noch Abänderungen verlangt, fo
x)
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Meufel;
Neue Miscellaneen IV.
2) I.
bacense
G, Maurer: Chronicon Swa-
1756. S. 90,