Wolgemut,
Michel
felbft, obwohl längft die führende Kunft, blieb fo von dem
vornehmflen Platze des Altarwerkes noch ausgefchloffen und
mufste lich mit der Verzierung der zwei, vier oder fechs
Seitenliügel begnügen.
Auf dem Schwabacher Altare lind fogar die Innenfeiten
des letzten Flügelpaares, wie auch die Altarftaffel mit ver-
fchiedenen Hochreliefs bedeckt, die zwar forgfältig ausgeführt,
{ich von den früheren Bildwerken der Art doch wenig unter-
fcheiden. Die Gemälde der drei F lügelpaare hingegen liehen
in einem bedeutungsvollen Gegenfatze zu den älteren Werken
Wolgemuts. Die Ausführung und der Grad der Vollendung
ift zwar auch hier fehr ungleich und läfst auf eine ftarke
Betheiligung der Gefellen fchliefsen; die Entwürfe der Com-
pofitionen flammen aber ficher von Wolgemut felbft her und
gewähren uns einen Einblick in feine letzte Stilweife. Die
äufserflen Seiten der Flügel zeigen die Koloffalhguren der
beiden Kirchenpatrone. Johannes der Täufer zur Linken ift
eine gewaltige Erfcheinung; energifch fetzt er den linken
Fufs vor und weifi {lracks mit der Rechten auf das vor ihm
liegende, nicht ebengutgebildete Lamm, indefs die Linke
mit einer auch Dürern eigenthümlichen Spreizung der Finger
das rückwärts auffliegende rothe Gewand zufammenhält,
welches in breiten Falten das bräunliche Fell des Heiligen
faft ganz verdeckt. Die Glieder lind kräftig und voll; der
längliche Kopf mit ftark ausladender Nafe, von kraufem
Haar und Bart reich befchattet, vollendet den Eindruck
unbändiger Naturkraft, welcher der Meifter vor allem zu
huldigen fcheint. Der heil. Martin von Tours auf dem
rechten Flügel fitzt, faft von vorne gefehen, auf einem ziem-
lich fteif und unvollkommen gezeichneten Schimmel; er ift
im Begriffe, feinen weiten rothen Mantel mit dem rechts
welchen wauf Anfuchen und Bitte der
MeiPcer Maler und Bildfchnitzera
einem folchen Künfller, der nicht
Bürger der Stadt fei, verboten wird,
eine Werkflatt zu halten und öffent-
lich Aufträge anzunehmen. Baader.
Beiträge II, 25. Die alten Bürger-
bücher nennen im XIV. Iahrh. öfter
einen Meißer: Bildfchnitzer und Maler,
im XV. Iahrh. wieder umgekehrt:
Maler und Bildfchnitzer.