Rathhausfaal
Goslar,
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ausgezeichnet 1). Hier fei noch erwähnt, dafs gleichzeitig
in Nürnberg auch eine Familie des Namens Wolgemut vor-
kommt, welche dem Kaufmannsftaxide angehört und aus
Goslar flammt, ohne dafs {ich aber deren Verwandtfchaft
mit dem Maler Michel Wolgemut nachweifen 1äfst2).
Das letzte, aber am bePcen beglaubigte Altarwerk aus
Wolgemuts Werkftatt ift der Hochaltar in der Stadtkirche
von Schwabach, der 1508 vollendet wurde. Das Schnitz-
werk in feinem Innern zeigt Chriftus und Maria thronend
zwifchen den beiden Schutzheiligen der Kirche: Johannes
dem Täufer und Martin von Tours; darüber fchwebende
Engel und drei Schirmdächer im üppigfteil fpätgothifchen
Gefchmack. Das Mittelftück fammtlicher Altarwerke von
Wolgemut bilden nämlich oder bildeten urfprünglich runde
Holzfculpturen, deren baufchige Gewänder von Gold {trotzen
oder mit prächtigen Brocatmilfterxi bemalt find. Es fmd
fchmächtige, geichwilngene Geftalten mit einförmig rund-
lichen, aber fein bemalten Köpfen, die Frauen von jenem
kindlich jungfräulichen Ausdrucke, wie er in der altkölnifchen
Schule vorkömmt. Das find Producte einer alterthümlichen,
ftationären Kunftrichtung, die, unbeirrt durch die fortfchrei-
tende Stilwandlung in der Malerei, in den alten Formen er-
Harrte, indefs der tiefere, feelifche Inhalt, der fie einft belebt
hatte, verflüchtigte. Diefe fich ftets gleichbleibenden Holz-
fculpturen ftehen daher in einem immer grelleren Gegenfatze
zu den von Wolgemut beigefügten Flügelbildern. Aber die
Tradition und der Gefchmack der Befteller hielt an den her-
gebrachten himmlifch gefiimmten Andachtsbildern feft ja
heute noch tragen in fränkifchen Gegenden gefeierte Mutter-
gottesliguren das bausbäckige Kindergeficht des alten Stils.
Vermuthlich beforgte wohl der Maler auch die Herftellung,
Vergoldung und Bemalung der Mittelfiguren Die Malerei
I) Nach M. Kratz' F orfchungen:
Mithoff, Archiv für Niederfachfens
Kunügefchichte, III. Abth. 33 ff. mit
Abbildungen.
2) Lochner, Perfonennamen S. 29.
3) DieZufammengehöx-igkeik beider
Thätigkeitexx in Niirnbärg zeigt noch
ein Rathserlafs von 1509, durch