Volltext: Dürer (Bd. 1)

Zeichnungen. 
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erfcheint, wie geftickt, jedesmal ein doppeltes W, das yer- 
muthlich auf Wolgemuts Namen zu deuten ift. Auch die 
Buchflabeil M. H. I. M. N. S, K. auf der Kopfbinde der 
Elsbeth Tucherin werden ihre Bedeutung haben. Wolgemut 
liebt es nämlich, die Initialen von Namen und Sinnfprüchen, 
wie fein eigenes Zeichen fo gelegentlich anzubringen; ein 
Ueberbleibfel der abgekommenen Spruchbänder. 
Den theilweifen Erltwurf zu einem Flügelaltare von der 
Art des Peringsdörffeffchen möchte ich in einer grofsen 
Federzeichnung erkennen, welche Herr B. Suermondt in der 
Auction Andreoffy zu Paris 1865 erworben hat, jetzt im 
Berliner Mufeum. Die linke Hälfte derfelben enthält auf 
einer Confole und unter einer gothifchen YVölbung Pcehend 
die Koloffalfigur einer reich drapierten Heiligen mit über der 
Bruft gekreuzten Armen und fchmerzlichem Gefichtsausdrucke 
fleifsig ausgeführt; die rechte Hälfte, über Welche das Mafs- 
Werk hinübergreift, zeigt oben die flüchtige Skizze zu einem 
Petrus, über Malchus herfallend, darunter eine Kreuzigung, 
wie fie wohl zur Ausfüllung eines Innenflügels beftimmt 
waren. Die Grofsartigkeit der Auffaffung, verbunden mit 
einem Zuge alterthümlicher Zierlichkeit liefse fich aus Wol- 
gemuts fpäterer Zeit erklären. Da die Zeichnung aus der 
Wiener Beute des Generals Andreoffy ftammt, läfst fie flch 
leicht bis auf Dürers Nachlafs zurück verfolgen. Daher wohl 
auch rückwärts die Auffchrift von Dürers Hand: ßvm zwen 
weis pfeningr, vermuthlich der Preis, um den er das ihm 
werthe Blatt feines Lehrnieifters erwarb l). Die Zeichnungen 
Wolgemuts find eben völlig unbekannt und harren noch der 
Entdeckung. VorerPc wäre denn doch auf diejenigen zu 
achten, welche durch ein W gekennzeichnet find; fo im 
Befitze von Dr. GuPtav Jurie in Wien eine lavierte Feder- 
1) Mit Benützung diefer, Dürer 
felbß zugefchriebenen Zeichnung iü 
nachmals das rohe, wohl auf Fälfch- 
ung berechnete Bild einer Mater 
dolorosa gemalt worden, welches üch 
mit Monogramm und 1'515 bezeichnet 
in der Münchener Pinakothek beündet, 
Cabinet VllI, Nr, l 53. Die Zeich- 
nung felbft trägt die gleichfalls erft fpä- 
ter beigefügte Bezeichnung: I5 I2 C. A. 
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