Altar,
PeringsdörHerTche
Der
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abhebenden Heiligengeftalten gehören zu dem grofsartigften,
was die altdeutfche Malerei gefchaffen hat. Ihre Verhältniffe
find fchlank; idie Köpfe der männlichen Heiligen äufserPc
würdig im Ausdruck, die weiblichen von feltener Zartheit
und Anmuth. Trotz des grofsen Mafsftabes zeigt die Aus-
führung die höchfte Vollendung; die Temperafarben find
gut verfchmolzen, überall hell und klar, in den Lichtern des
Fleifches rofig, in den leichten Schatten grünlich; doch er-
fcheinen die Köpfe, wie die noch etwas fchmalen, kleinen
Hände darum keineswegs Hach. Die brocatenen oder fonPc
lebhaft gefärbten Untergewänder und die goldenen Mäntel
darüber fallen in mächtig wirkenden Falten herab; die
Schatten der letzteren find mittelft breiter fchwarzer Kreuz-
lagen aufgefetzt, wie fie der Kupferftich und Holzfchnitt in
feiner fpäteren Entwickelung anwendet.
Die Innenfeiten der Flügel lind etwas tiefer im Ton
und erheben fich zum Theil bis zu coloriftifcher Wirkung. Sie
zeigen je zwei übereinandergeftellte dramatifche DarPcellungen
aus der Legende des heil. Veit, dem die Kirche geweiht
war, und Epifoden aus dem Leben anderer Heiligen. Auf
der Züchtigung des heil. Veit ift deffen jugendlicher nackter
Oberkörper von gutem Ebenmafs, auch ohne dafs in ana-
tomifche Einzelnheiten eingegangen ift. Der heil. Lukas im
Kämmerchen, die blau und golden gekleidete Madonna malend,
erinnert nicht blofs dem Gegenflande nach, fondern auch in
Auffaffung und Wirkung Ptark an die EyckTche Schule. Der
heilige Sebaftian zumal zeigt eine weiche Behandlung und
richtige, freie Bewegung des Nackten; blofs die Füfse lind
nach vorne noch etwas breit; der Kopf hat einen länglichen
nach unten zugefpitzten Typus. Reizend ifl die Darftellung,
in welcher der heil. Veit den Ring der Verlobten zurück-
weift. Die verfchmähte Geberin in Hellgrün, der Lieblings-
farbe der Nürnbergerinnen, iPt von fo holder Anmuth, Schön-
heit und Hoheit, wie fie wohl kaum ein anderes Frauenbild
der oberdeutfchen Schule aufweifen kann. Der längliche
Kopf mit breiter Stirne und feiner langer Nafe- verräth