Wolgemut.
Michel
und Verforgung feiner Stiefkinder aufbürdete, fcheint auch
eine Haupturfache für den fchwunghaften und darum ober-
Hächlichen Betrieb feiner Kunfi gewefen zu fein. Deutliche
Spuren davon zeigt das grofse Altarwerk in der HallerTchen
Kapelle zum heil. Kreuz in Nürnberg und noch mehr der
Altar der Frauenkirche zu Zwickau in Sachfen, der 1479
bei Wolgemut befläellt wurde l). Noch eine andere frühe
Arbeit iPc der von einer Kloflerfrau aus der Familie Landauer
gefliftete Altar, deffen Flügel flch gegenwärtig theils in der
Augsburger Galerie, theils in der Münchener Pinakothek
befinden 2).
Die bedeutendften Gemälde Michel Wolgemuts lind ohne
Zweifel die Flügel zum Hauptaltare der 1488 vollendeten,
jetzt abgebrochenen Auguüiner- oder Schuiterkirche. Es iPc
das einzige Werk des Meifters, deffen Neudörffer und Sandrart
erwähnen mit der Bemerkung, dafs Sebald Peringsdörffer
diefen Altar gelüftet hat. Die Mitte bildeten die in Holz
gefchnitzten Figuren der Jungfrau mit zwei Heiligen. Die
vier Flügel des Altars beiinden {ich gegenwärtig in der
St. Morizkapelle zu Nürnberg. Sie zeigen von der einen
Seite paarweife die reichlich lebensgrofsen Figuren der
Heiligen: Georg und Sebaldus, Katharina und Barbara, Rofalia
und Margaretha, Johannes Baptifta und Nicolaus. Die Ge-
Ptalten ftehen auf fternförmigen oder polygonen Tragfteinen,
die von einem {ich gothifch verzweigenden, in verfchnörkelte
Knäufe auslaufenden Aftwerke in Schwarz und Gold getragen
werden. An deffen Urfprung find kleine Sculpturen von
Thieren, wilden Männern und Kindern abgebildet. Aus dem
Grunde daneben fpriefsen mannigfache Wiefenblumen, wie
Klee, Akelei, Lilien, Cichorium und Glockenblümchen, unge-
mein forgfältig ausgeführt, gleich den dazwifchen verftreuten
Infecten und Schmetterlingen. Die von blauem Grunde {ich
I) Quandt, die Gemälde des M.
Wfolgemut in der Fraueukirche zu
Zwickau, und Waagen, Kunüwerke
u. Künfller in Deutfchl. I. 63 u. 283.
2) R. MarggraE, Katalog der k.
Gemälde-Gall. in Augsburg, Nr. 42
u, 43. Katalog der ält. k. Pinakothek
zu München, Il. Saal, Nr. 82.