Abschnitt.
Die Werke
Goldschmiedekunst.
Gestalt dieser Siegellläche vor. Diente der Ring nicht zum Siegeln,
so war in dem Kasten unter dem Stein Wohl eine kleine Reliquie
verborgen. Als eine Besonderheit der Ringe der gothischen Periode
lernen wir die Neigung kennen, den Stein auf einen sehr hohen
Kasten oder Stiel zu setzen, so dass dieser Teil des Ringes über-
mäfsig stark vor der Hand vorspringt. Ein merkwürdiges Beispiel
dieser Art mit zwei Drachenköpfen, welche, aus kronenartigern Ornament
hervorsteigend, den Stein rechts und links halten, besitzt das Louvre-
Museum. Einen sehr schönen Ring von vergoldetem Silber, bei
welchem namentlich das überleitende Ornament beachtenswert ist,
und der Stein durch einen a jour gearbeiteten Drachentöter St. Georg in
einem Kranz ersetzt wird, bildet Viollet-le-Duc a. a. O. III, p. 22 ab.
Der Kopfschmuck gehört namentlich soweit er das weibliche
Geschlecht angeht mehr in die allgemeine Kostümgeschichte als zu
unserem speziellen Stoff; auch soll
x nicht versucht werden, den Extra-
Z1 x Q vaganzen der Mode nachzugehen,
if vwelche das I5. Iahrhundert in den
weiblichen Kopfbedeckungen zu
Tage förderte. Erwähnt sei nur,
' dass diese Turbane, Wülste, Spitz-
- hauben etc., von denen man manch-
s y mal nicht begreift, wie die Kraft
v; einer Frau ausgereicht hat, um sie
; auf dem Haupt im Gleichgewicht
E: zu halten, über-reich mit Perlen, Gold-
X xxd, flitter, Goldstickerei und Passe-
.g 19. menterie, oft sogar, wenn man den
"i" bildlichen Darstellimgen der Zeit
Fig- 31- KOPfSChmWZk (Schapellflach Glauben schenken darf mit Kronen
einem Bilde von B. Bruyn m der Münchener '
Pinakothek. oder kronenartigen Kämmen aus
massivem Metall besetzt waren.
Was uns hier näher angeht, sind die Stirnreife, welche das ganze
Mittelalter hindurch bei unbedecktem Haupte von den Frauen, und
lange Zeit hindurch auch von den Männern getragen wurden. Zunächst
nur dem Zweck dienend, die Haare aus dem Gesicht zurückzuhalten,
wurden sie bald zum Schmuckgegenstand; doch verleugnen sie während
des I2. und 13. Jahrhunderts die ursprüngliche Reifenform nicht.
Sehr beliebt waren übrigens auch Blumenkränze, und es ist anzu-
nehmen, dass der goldene Stirnreif sehr bald seine Formenmotive
von diesem zierlichen F estschmuck entnahm. Wenigstens ist die Form
aneinandergereihter Blumen oder Rosetten eine bei den Stirnreifen
sehr gebräuchliche (s. Hefner-Alteneck). Diese Reifen oder "Schapel"
(Chapel) wurden entweder ganz aus Metall gefertigt, oder die einzelnen
Goldblumen wurden auf eine gewirkte Borte aufgeheftet. In diesen