Das
Geschmeide.
Im Mittelalter.
des I3. Jahrhunderts und ein zweites in gleicher Form und Gröfse
aus vergoldeter Bronze, in den runden Abteilungen mit Glasfiüssen
über geschnittenen Metallblumen besetzt; in der Mitte die Anbetung
in Freiügürchen unter reicher Baldachin-Architektur, deutsche Arbeit
des I5. Jahrhunderts.
Durch den späteren Gebrauch, im Laienkostüm die Agraffe als
Mittelstück an einer Halskette angehängt zu tragen, tritt zunächst
noch keine Veränderung ihrer Form ein, die erst der Renaissance
vorbehalten war, wenn wir auch schon seit der zweiten Hälfte des
I4. Jahrhunderts iigürlichen Darstellungen, zum Teil mit emaillierten
Rundfiguren und Blumen begegnen. Jedenfalls darf man diese mittel-
älterlichen Kettenanhänger nicht mit der Bulla verwechseln, einer
Stets an Ketten oder Schnüren um den Hals getragenen Kapsel, die
wohl in vielen Fällen unter dem Obergewand verborgen gehalten
Wurde und mehr die Bedeutung eines Talismans hatte. Sie pflegte
kleine Reliquien, auf Pergament oder Metallplättchen geschriebene
Bibelsprüche, den Namen Christus oder Maria, vielleicht auch uralte
Weihesprüche zu enthalten, und die Kirche eifert in mehrfachen
Edikten gegen diese Art von Aberglauben. Die Form der Bulla
ist meist die einer Halbkugel, oft abgeplattet, aus vergoldetem Kupfer
gearbeitet und auf der vorderen Kugelseite mit Email geschmückt,
auch wohl mit einer Öffnung versehen, um die Kraft des im Innern
Verborgenen Talisman zu erhöhen. Zwei Beispiele, eins aus dem
Ferdinandeum in Innsbruck, eins aus dem Siegmaringer Museum,
giebt Hefner-Alteneck auf Taf. 136, zwei andere aus dem Museum
von Schloss Pierrefonds Viollet le Duc. a. a. O. III, p. 85.
Eine eigentümliche Anwendung der Agraffe finden wir unter
Karl V. in Frankreich: man heftete dieselbe, die häufig wie eine
Epaulette mit Troddeln behangen war, auf die linke Schulter als
Zeichen eincs Gelübdes und entfernte sie erst, wenn dasselbe er-
füllt war.
Aufser diesen runden, verzierten Schmuckplatten, die, wenn sie
auch dem praktischen Zweck des Verschliefsens dienten, diesen doch
nicht in ihrer Form zum Ausdruck brachten, giebt es nun auch noch
mehrfaches Verschlussornament, welches in seiner Form dem heute
noch gebräuchlichen ähnlich ist. Besonders gilt dies von den Schnallen,
von welchen Viollet le Duc. a. a. O. mehrere aus dem I3. und I4. Jahr-
hundert abbildet. Auch für Gürtelverschlüsse, welche meist die Form
Von Schnallen, in seltenen Fällen die von Krampen und Ösen hatten,
finden wir ebendort Beispiele. Merkwürdig sind daselbst einige
Schulterverschlüsse für Mäntel, die aus sehr soliden, röhrenförmigen"
Ösen bestehen, abwechselnd wie die Teile eines Scharniers auf dem
einen und dem andern Mantelsaum befestigt und mit einem durch-_
gesteckten Dorn oder einer Schnürkordel verschlossen werden.
Endlich finden wir das zentral gebildete Schmuckstück noch als