Das
Geschmeide.
Im Mittelalter.
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am Rande des weit klaffenden Mantels angesetzten Schmuckstücken,
den Tasseln, besteht, die durch Schnüre, bei zeremoniellem Kostüm
auch wohl durch ein breites, mit Edelsteinen besetztes Metallband
verbunden sind. (S. auch a. a. O., Taf. 113.). In späterer Zeit scheint
dann allerdings das in Rede stehende zentrale Schmuckstück seinen
Platz auf einer Mantelseite erhalten zu haben und als Schliefse des
Mantels benutzt worden zu sein, wie wir ebenfalls aus zahlreichen
Abbildungen und Grabsteinen entnehmen können. Zu gleichem
Zwecke diente es schon früh, als noch der Mantel in antiker Tra-
dition auf der rechten Schulter geschlossen wurde. Endlich finden
Wir es angebracht um den seitlichen Schitz, der das lange Obergewand
vom unteren Saum bis zur Hälfte des Oberschenkels öffnete, zu be-
endigen.
Ohne dass versucht werden soll, die verschiedenen Formen dieser
Agraffen eingehender zu beschreiben, sei auf ein sehr schönes Bei-
spiel hingewiesen, welches, vielleicht noch aus dem II. Iahrhundert
stammend, sich im Kabinet der Medaillen zu Paris beündet (abge-
bildet bei Viollet-le-Duc, Dict. du mob. III, p. 7) und in einer
zarten, mit Rubinen und Saphieren besetzten Fassung eine schöne
antike Kamee enthält. Diese Anwendung antiker geschnittener Steine,
der zu Liebe manches alte Reliquiar und mancher Bucheinband ge-
plündert wurde, dauert von der Karolingerzeit bis ins I 3. Jahrhundert,
verschwindet dann jedoch, um erst wieder mit der beginnenden Re-
naissance aufzutauchen. Vom I2. Jahrhundert an, als die Kunst des
Grubenschmelzes in Kupfer (champleve) am Niederrhein, in der Maas-
gegend und schliefslich in Limoges Verbreitung fand, begegnen wir
dieser Technik häufig auch bei unseren Schmuckstücken. Beispiele,
welche deutlich das Aufnähen durch eingebohrte Löcher oder durch
untergelötete Ösen verraten, besitzen viele Museen. S0 hat das Ken-
Sington-Museum zwei durchbrochene, mit Email verzierte Bronze-
Agraifen aus dem I 3. jahrhundert (dargestellt in Etchings etc., Bd. V),
Zwei ebenfalls durchbrochene aus der zweiten Hälfte des I5. Jahr-
hunderts, im Nationalmuseum zu München befindliche teilt Hefner-
Alteneck, Taf. 136, mit. Spätere Beispiele (I4. Jahrhundert) aus dem
fürstl. Museum in Siegmaringen finden sich ebenda Taf. 162; die-
selben zeichnen sich durch die Monogramme von Maria und Jesus
aus und haben oben Ösen, welche auch die Bestimmung als Ketten-
anhänger vermuten lassen.
Verwandt mit dem Fürspan und in ihrer Bildung ganz gleich
sind die runden Agraifen, welche auf dem über der Rüstung getragenen
Wappenrock oder Lendner (cotte) in der Höhe der Brustwarzen be-
festigt waren und zum Anhängen der Ketten dienten, an welchen
Schwert und Dolch, zuweilen auch der Stechhelm befestigt waren.
Deutsche Grabsteine ergeben eine Menge Beispiele für dieses Schmuck-
stück, das in einzelnen Fällen (s. Grabstein Hartmanns v. Kroneberg,