Das
Geyschmeide.
c. Im Mittelalter.
scheinlich unter dem Einfluss nordischer Völker, ist dann der Ring, welcher
nicht geschlossen in spiralischen Windungen eine Schlange darstellt;
das Museum der Eremitage besitzt davon ein gutes Beispiel. Von
den Ringen mit kleinem Schlüssel, dem Abzeichen des römischen
Familienvorstandes, war oben bereits die Rede, ebenso wie von den Gold-
ringen die zur Zeit der punischen Kriege ein Vorrecht des Ritter-Standes
waren. Von den Karthagischen Kriegern wird erzählt, dass sie durch
die Zahl der an der linken Hand getragenen Ringe die Anzahl ihrer
Feldzüge bezeichneten. Über den Gebrauch der Fingerringe in späterer
Römerzeit ist noch zu berichten, dass derselbe, wie jeder Luxus, aus-
artete, sodass nicht nur sämtliche Finger mit Ausnahme des Mittel-
fingers mit Ringen gepanzert waren, sondern dass die Elegants sogar
zwischen leichten Sommer- und massiven Winterringen die Wahl
hatten.
Der
Schmuck
im
Mittelalter.
Weit gröfsere Schwierigkeiten als bei den Zeiten des klassischen
Altertums begegnen uns bei der Geschichte des mittelalterlichen Ge-
schmeides. Der Hauptgrund hierfür ist darin zu suchen, dass das
letztere sich stets als ein Teil des Kostüms darstellt und dass die Form
des Kostüms im Mittelalter den allergröfsten und eingreifendsten
Veränderungen unterworfen war. Der Antike war, wenigstens so weit
unsere Kenntnis reicht, der Begriff der Mode in unserem Sinne fremd.
Im Mittelalter tritt dieselbe als ein wichtiger Faktor in die Kultur-
geschichte ein und veranlasst die Tracht in immer kürzer werdenden
Intervallen zu Änderungen, von welchen jede neue meist der extreme
Gegensatz der vorigen ist. Wenn das Geschmeide schon seines
gröfseren materiellen Wertes wegen diese Änderungen nun auch nicht
ebenso rasch mitmachte, so bietet bei dem immerhin schnellen Wechsel
doch das Wenige, was uns davon erhalten ist, von Karl dem Grofsen
bis zum 'Ausgang des Mittelalters eine so bemerkbare Verschiedenheit
der Formen, dass man schon der geringen Zahl vorhandener Bei-
spiele gegenüber darauf verzichten muss, eine erschöpfende Übersicht
über die Formveränderung im Schmuck dieser Zeit zu gewinnen.
Am meisten wird hierbei schon durch den Zweck dieses Buches der
Weg vorgezeichnet sein, für die verschiedenen Epochen einzelne
charakteristische Stücke herauszugreifen und diese als Typen für ganze
Zeitperioden gelten zu lassen.
Für die frühesten Zeiten des abendländischen Mittelalters stehen
uns noch die Gräberfunde, und diese sogar in ziemlich reichlicher
Zahl zu Gebote. Später, etwa von der Zeit der ersten Kreuzzüge
an, werden dieselben jedoch äufserst selten, und wir müssen die