Abschnitt.
Goldschmiedekunst.
der
Werke
Die
Finger einen eisemen Ring als Zeichen der Knechtschaft; Joseph er-
hält von Pharao dessen Siegelring, als er zum Statthalter über Ägypten
erhoben wird; an den Ring Salomons, der als mächtigstes Zauber-
mittel eine grofse Rolle in den orientalischen Sagen spielte, sei nur
beiläufig erinnert. Auch Alexander der Grofse übergibt auf seinem
Sterbelager seinen Ring dem Perdikkas, um denselben als seinen Nach-
folger zu bezeichnen. ln Rom war der Fingerring das Abzeichen
des Ritterstandes: ursprünglich von Eisen, wurde er später von Gold
getragen, so dass Hannibal nach der Schlacht am Trasimenischen See,
bekanntlich drei Medimnen voll goldener Ringe nach Karthago schickte.
Als durchaus symbolische Zeichen der übertragenen Macht ist auch
der Fischerring des Papstes wie die Amethystringe zu bezeichnen,
welche Bischöfe und Kardinäle bei ihrer Einkleidung erhalten, Und
bis auf unsere Tage ist der Ring das Zeichen der ehelichen Ver-
einigung wer würde daran denken, den Ehering als etwas anderes
denn als ein symbolisches Gerät der Verbindung, etwa als Schmuck-
stück aufzufassen!
Die älteste Form des Ringes, bei welcher der gravierte, oft drei-
und vierseitig prismatisch gebildete Siegelstein die Hauptsache, der
durch die Bohrung desselben gesteckte Draht eine Zugabe ist, haben
wir als bei den Ägyptern vorkommend bereits kennen gelernt. Da-
neben kommt aber auch die heute noch beliebte Fonn des einfachen
glatten Reifes von Gold oder von Stein oder Glasfluss gebildet vor;
manchmal verdickt sich der glatte Reif an einer Stelle zu einem
Schild, welches ebenfalls für Gravierung bestimmt ist. Übrigens kommen
auch in der antiken Welt schon Doppelringe aus zwei nebeneinander
gelöteten Reifen gebildet vor, ebenso wie solche, die aus drei und
mehr entweder nebeneinander geordneten oder um einander gewickelten
Drähten gebildet sind: Immer ist das Schild, der Stein, oder was
sonst von dem Reif gefasst wird, die Hauptsache; dass auch intime,
vielleicht scherzhafte Beziehungen hier ihren Platz fanden, beweisen
zwei in der Sammlung der Eremitage befindliche Ringe, von denen
der eine eine kleine Lampe, der andere eine Sandale an dieser
Stelle trägt. Stilistisch am interessantesten sind die mannigfachen
Motive für das Festhalten dieses Mittelstückes durch die Enden des
Ringes. Manchmal spalten sich dieselben in zwei Blättchen, die dann
an ihrer Wurzel zusammengebunden erscheinen; im anderen Falle
entwickeln sie sich zu einem Blüten- oder Palmettenornament. Am
dankbarsten ist die Anbringung von kleinen menschlichen Figürchen
an dieser Stelle, die, mit den Armen über ihren Kopf greifend, den
Stein halten; naheliegend war hierbei der Gedanke, Tritonen- oder
Sirenengestalten zu wählen, deren Leiber, in Fischschwänze endigend,
sich zum Ringe verschlingen. Das Berliner Antiquarium besitzt ein
hübsch es Beispiel dieser Art. (Siehe hierzu die Beispiele in Figur 30.)
Augenscheinlich dem Ober-Armring nachgebildet, also wahr-