Das
Geschmeide.
Bei
den
Griechen
Römern.
Gebrauchsgegenstand, der seine bekannte Form, 'den kräftigen halb-
kreisförmigen Bügel mit der geradlinigen Scheide für die Nadel,
aus der Bestimmung herleitet, die zusammengefassten Enden des Ge-
Wandes durchzuziehen. Gleichem Zweck dient eine andere Form, ein
Ring, an dem die Nadel beweglich sitzt, wovon das bayerische Ge-
Werbe-Museum in Nürnberg ein hübsches Beispiel bietet. Auch die
Fibula sowie die ringförmige Gewandnadel wird auf ihrer Goldüäche
reich mit Filigran, auch wohl mit Email ausgestattet; ersterer Wissen
die etrurischen Goldschmiede noch eine besonders reiche Ausbildung
Zu geben, indem sie dieselbe mit den Gestalten ruhender Tiere,
Löwen, Greifen oder Sphinxe besetzen. (Fig. 26.)
Wenn wir von dem Fingerring gesondert sprechen, so geschieht
dies, weil eine nähere Betrachtung seiner Geschichte namentlich in
den ältesten Zeiten uns die Überzeugung gibt, dass derselbe seinem
Wesen nach nicht im Schmuckbedürfnis des Menschen, sondern auf
einem andern Gebiete seine Entstehung genommen hat und erst in
verhältnismäßig später Kulturperiode unter das eigentliche Geschmeide
aufgenommen wurde. Bezeichnend für die Bedeutung des Ringes ist
ES, dass die auf halbkultiviertem Zustand stehenden Völker einen
ausgebildeten Körperschmuck, Ohr-, Arm-, Fufs- und sogar Nasen-
Yinge, aber nie Fingerringe tragen; femer dass Homer, der viel von
dem Schmuck seiner Helden spricht, nie einen Fingerring erwähnt.
Und doch haben die Ägypter schon in unvordenklich älterer Zeit
Ringe getragen, und auch ein indisches Heldengedicht aus dem 1 I.]ahr-
hundert vor unserer Zeitrechnung erwähnt dieselben. Allerdings
Spricht das letztere nicht von ihnen als von einem Schmuck, sondern
als von einem Zeichen, welches zum Mittel des Wiedererkennens an-
gesteckt wird. Und so führen uns auch dieägyptischen Ringe auf
die eigentliche Bedeutung dieses Schmuckstückes. Dieselben bestehen
nämlich zum wesentlichen aus einem geschnittenen Siegelstein, der
durchbohrt und mit einem Draht durchzogen ist, so dass man ihn
allenfalls auch auf den Finger stecken kann. So erscheint uns der
Ring als das, was er ursprünglich ist: als ein Unterscheidungs- und
Wiedererkennungs-Attribut, welches der Mensch trägt, um einem Gegen-
Stand den Stempel seines Besitzes aufzuprägen. Damit verbindet sich
dann leicht der Begriff von einer dem Individuum speziell über-
Tfagenen Gewalt, einem Rechte, vennittelst des Siegels zu verschliefsen,
sei es eine Schatzkammer, ein Gefängnis oder ein Frauengemach
w wie denn der römische Pater familias noch in später Zeit als
Zeichen seiner Würde einen Ring mit kleinem Schlüssel am Finger
tnlg. Vergleichsweise sei hier auch auf den in allen ägyptischen Dar-
Stellungen vorkommenden Nilschlüsse], das Attribut des Osiris hinge-
Wiesen, der auch nur ein Ring mit kurzem Schlüsselbart ist. Zahl-
reich sind die Beweise für diese Bedeutung des Ringes, die unS die
Sage und die Geschichte liefert: so steckt Jupiter an Prometheus'