Abschnitt.
Werke
Die
der Goldschmiedekunst.
schliefsbare Medaillon, welches als Mittelstück der Kette angefügt
wurde, hat wohl immer diese symbolische Bedeutung, indem es zur
Aufnahme eines auf Pergament geschriebenen oder in Goldblech ge-
ritzten Zauberspruchs dient, seltener wohl zu Wohlgerüchen. Doch
sind solche besondere Anhänger überhaupt nicht häufig, Mittelstücke,
wie wir sie beim Goldschmuck der Renaissance ünden werden, über-
haupt ungebräuchlich.
Die einfache Kette, mochte sie mit Gehängen versehen sein oder
nicht, hiefs Monile; der Luxus der späteren Zeit verdoppelte und ver-
dreifachte die Kettenreihen, die durch einzelne durchgreifende Glieder
miteinander verbunden waren; sie hiefsen Dilinum und Trilinum.
Neben diesen beweglichen Ketten waren auch solche aus festen Blech-
gliedern in Gebrauch, die durch Scharniere verbunden und auf ihrer
Oberfläche mit Filigran, getriebener Arbeit oder aufgesetzten Steinen
verziert waren. Wiesen die bisherigen F ormen fast ausnahmslos auf
die uralten Beispiele hin, die wir schon bei den Ägyptern gefunden
hatten, so kommt mit der gedrehten Kette, Torques, der EinHuss der
nordischen Barbaren, vielleicht vermittelt durch gallische Kohorten,
in den römischen Schmuck. In sehr mannigfacher Form tritt auch
die Torques auf, vom einfachen, zusammengewundenen Draht bis zum
vielgliedrigen, unseren "Panzerketten" entsprechenden Ringgeiiecht.
Als Schliefsen oder Endigungen kommen hierbei u. a. an einem Bei-
spiel des taurischen Fundes kleine F iligranhülsen vor, welche in sehr
schön gearbeitete Pferde endigen, die von skythischen Reitem geritten
werden; bei einer Kette in der Nationalbibliothek zu Paris (Samm-
lung Luynes) bilden die Endigungen zwei Widderköpfe von Granat,
die in eine Art Gebiss von Golddraht eingeschlossen sind.
Eine viel beschränktere Anwendung als beim Kopf- und Hals-
schmuck findet die Goldarbeit bei dem Gürtel, der bekanntlich einen
wichtigen Teil der Männer- und Frauentracht gebildet hat. Doch
scheint derselbe vorwiegend aus weichen Bändern gebildet worden zu
sein, die wohl bei erhöhtem Luxusbedürfnis mit Goldverzierungen
besetzt wurden. Bemerkenswert ist es jedenfalls, dass die einzige
mit einiger Sicherheit als Gürtel zu erkennende Goldschmuck-Gattung
durchaus die Bildung textiler Vorbilder nachahmt. Ein schönes, aller-
dings noch als Halskette bezeichnetes Beispiel besitzt das Berliner
Museum (Fig. 24, 1). Hier bildet der Gurt ein breites, aus Golddraht
neunsträhnig gewundenes Band, welches nicht lang genug ist, um den
ganzen Körper zu umschliefsen, sondern hinten an zwei aufgesetzten
Hülsen Drahtöhre enthält, die zum Durchziehen einer Schnur dienten,
welche den hinteren Teil des Gürtels bildete. Vorn in der Mitte
verschlingen sich die Drahtbänder zu einem herakleischen Knoten
(Schifferknoten), dessen offene Mitte durch eine aufgesetzte Rosette
mit zwei seitwärts angesetzten Palmetten verdeckt wird. Bezeichnend
sind die aus sieben Kettchen mit angehängten Knöpfen gebildeten