Die
Schmuckmittel:
Edelsteine,
Elfenbein
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Keuschheit hatte, mögen wohl auch auf die aus dem genannten
Material gefertigten, in Silber gefassten Trinkgefäfse übergegangen
sein. Die grofse und umfassende Verwendung, welche das Elfen-
bein zur Kleinplastik überhaupt, namentlich aber zu Trinkgefäfsen
jeder Form im Mittelalter, der Renaissance und der Spätzeit fand,
sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt, während uns an den
gegebenen Stellen in der historischen Darlegung Gelegenheit zu näherem
Eingehen geboten werden wird.
Von überseeischen Naturprodukten, die, von den Erforschern
fremder "Weltteile heimgebracht, aufser der schönen Erscheinung des
Materials auch noch den Zauber des Geheimnisvollen, Fremdartigen
hatten, sei noch erwähnt das Horn des Rhinozeros, welches eine ähn-
liche Verwendung wie der Elefantenzahn zu Kleinskulptur, angewendet
auf Becher, Trinkhörner und Ähnliches fand. Ferner gehört hierher
die Kokosnuss, die sowohl glatt, in dem Glanz ihrer schönen braunen
Schale, wie auch mit geschnitzten Reliefs bedeckt, von der Zeit des
späteren Mittelalters an überaus häufig vorkommt. Als ebenso be-
liebt und häufig angewendet ist endlich das Straufseilei zu nennen,
dessen dünne Schale zwar keine plastische Behandlung leidet, das aber
wohl hier und da durch Ätzung gemustert, graviert und in bunten
Farben bemalt vorkommt.
Zum Schlusse sei noch erwähnt, dass nicht nur Naturprodukte,
sondern auch menschliche Erzeugnisse, wenn sie nur durch Alter,
geheimnisvolle Herkunft oder hohen WVert das Interesse erregten, dem
Gold- und Silberschmied zum Fassen und Umformen als Zier- oder
Trinkgefäfse übergeben wurden. Als Beispiele erwähnen wir kost-
bare venezianische Gläser, Porzellan- oder Fayence-Gefäfse, die
schon zu früher Zeit, lange vor der Eröffnung der Handelsbeziehungen
zu Ostasien, auf irgend einem Karavanenweg aus Persien oder China
nach Europa verschlagen waren. Endlich werden, wie ein hübsches
Beispiel im Palais in Darmstadt zeigt, auch römische Funde, Sigillata-
Schüsseln und dergl., in der Renaissancezeit einer ktinstlerischen
Fassung in Edelmetall für wert gehalten.