Abschnitt.
Die
Technik.
licher Gröfse genannt; Monstre-Perlen dieselben, wenn sie sehr
unregelmäfsige Form haben. Die Verwendung der letzteren zu
Schmuck- und Nippes-Sachen war in der Renaissance und Spätzeit
eine sehr ausgedehnte. Die Goldschmiede überboten sich darin, die
zufälligen phantastischen Formen der Perlen als Teile einer Menschen-
und Tiergestalt anzupassen: bald wurde der Leib eines Kamels, bald
die Büste einer Seejungfrau daraus geformt; im Museum C. von Roth-
schilds bildet eine besonders phantastisch gestaltete Monstre-Perle eine
Felsgrotte, unter Welcher eine büfseilde Magdalene in emailliertem
Golde liegt. Bekannt sind endlich die musizierenden Zwerge und
ähnliche Beispiele von der Verwendung solcher Perlen im "Grünen
Gewölbe", die ihren letzten Vertreter in Dinglinger fand.
Als Samen- oder Lotperlen bezeichnet man endlich die ganz
kleinen Perlchen etwa in der Gröfse von Hirsekörnern; diese fanden
namentlich im Frauenkostüm des 16. Iahrhunderts als Stickereien eine
ausgedehnte Verwendung.
Da die Natur die Perle fertig liefert, so bleibt dem Menschen
zur Bearbeitung wenig zu thun. Das Bohren der Perlen erfolgt meist
schon an ihrer Fundstätte; doch wird auch in Europa gelegentlich
noch eine Perle gebohrt, was mit dem gewöhnlichen Rollenbohrer
und dem Drehbogen ausgeführt wird; die Perle wird dabei in einen
hölzernen Schaft festgekittet. Ganze Perlen werden jedoch nur zu
Perlenschnüren oder als Pendeloques verwendet; zum Fassen wird
die Perle in der Mitte durchgeschnitten und beide Hälften gebraucht;
man erzielt. aufser der Ersparnis dadurch ein ebenes Auflager und
eine scharfe Rundiste. Das Zerschneiden geschieht mit der Laub-
säge, oder 1nit einer dünnen Kupferscheibe auf dem Steinschneider-
Rad, welches unter Beihilfe von Schmirgel wie eine Kreissäge wirkt.
Verwandt mit der Perle, wenn auch von unendlich geringerem
WVerte ist die Perlmutterik) (nacre, vom arab. Worte Nakar, Muschel),
wenn es auch nicht von der die Perle erzeugenden Muschel, Sondern
von Seeschnecken, namentlich dem Nautilus Pompilius, Haliotis Iris
undTurbo olearius gewonnen wird. Dass dies Material schon von
den Römern zu künstlerischen Zwecken angewandt wurde, steht fest:
der lateinische Name der Perlmutter, Porcella, hat zu mancher Kon-
fusion in der Geschichte des Porzellans geführt, da auch die mittel-
alterlichen Inventarien die Gefäfse aus der Perlmuttermuschel „vasa
porcellanea" nannten.
Die Perlmutter wurde ebensowohl zu Kleinskulpturen, Porträts,
Heiligenfigürchen, Schach- und Damenspielen verwendet, in welcher
Bearbeitung wir ihr schon in den Inventarien des 14. und 15. jahr-
hunderts begegnen, als auch unzerschnitteil in der vollen Muschel-
form als Trink- und Prunkgeräte. Die letztere Verwendung ist wohl
Zeitschrift
Graesse,
f. Museologie,
1880,