Die
Schmuckmittel:
Edelsteine,
Perlen
oben gesprochen: au-s dem Mineralreich sind es besonders Erzstufen,
Welche die Fantasie anreizen. Um nur ein Beispiel anzuführen, so
verehrt Kurfürst Christian I. von Sachsen 1587 seiner Gemahlin Sofia
"sieben Erzstufen in die neuen Schränkchen, darinnen allerlei seltsame
und geheime Sachen verwahret werden". Fünf dieser Stufen waren
„von gewachsenem Silber, Glas und rotgoldenem Erz; auf einer
andern war ein Bergmann von Glaserz, eine andere wird als "Hand-
steinlein von allerlei Bergarten bezeichnetäi). Man wird hierbei un-
willkürlich an Dinglinger erinnert, der für August den Starken „den
Hofhalt des grofsen Mogul" ebenfalls auf einer phantastisch gestalteten
Erzstufe auf baute. Vor allem waren es aber die Produkte des Meeres,
die in ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit und Pracht den Edelschmieden
immer neuen Anlass zur Bethatigung ihrer Erfindungskraft boten.
Das vornehmste dieser Produkte, die Perle, spielt in dem Ge-
Schmeide aller Zeiten eine so bedeutende Rolle, dass wir ihm eben-
Sogut einen Platz unter den Edelsteinen hätten anweisen können.
Jedenfalls verlangt die Perle noch ein kurzes Verweilen bei ihren
physischen Eigenschaften und ihrer Verarbeitung.
Die Perlen sind die Erzeugnisse einiger im Meere und im Süfs-
Wasser lebenden Schaltiere. Die echte Perlenmuschel (Mytilus mar-
garitiferus) lebt in den ostindischen und westindischen Gewässern;
die Flussperlmuschel (Mya) unter andern auch in deutschen Flüssen
und Bächen; in Böhmen (Moldau) und Bayern (Ilz) war die Ausbeute
noch im 17. und I8. jahrhundert nicht unbedeutend. Uber die Natur
der in den Schalen dieser Tiere durch eine erhärtende Absonderung
entstehenden Perlen herrscht noch grofse Unsicherheit; jedenfalls be-
stehen die Perlen ebenso wie die Muschelschalen im wesentlichen aus
kohlensaurem Kalk und verdanken ihren eigentümlichen Glanz der
Lichtbrechung in den überaus zarten, konzentrisch gelagerten Schichten,
aus welchen sie bestehen. Von den Seeperlen stehen im höchsten
Ansehn die orientalischen, und unter diesen am meisten wieder die
an der Küste von Ceylon geüschten, die einen schwach gelblichen,
hell-silberartigen Schimmer ohne irisierenden Schein haben. Die ame-
rikanischen Perlen fallen mehr ins Bläuliche. Die Flussperlen haben
geringeren Glanz_ und nicht selten einen Stich ins Bräunliche oder
Schwarzgrüne. Übrigens gibt es auch unter den Seeperlen gefärbte:
rötliche, schwarze, ja sogar solche, die halb schwarz und halb
weil's sind.
Nach ihrer Form und dementsprechend ihrem Werte unter-
scheidet man die Perlen in die vollkommen kugelförmigen, die Zahl-
oder Stückperlen heifsen, weil sie stückweise verkauft werden.
Kropfperlen oder Barockperlen heifsen die unregelmäfsig und
eckig geformten. Parangon-Perlen werden solche von ungewöhn-
Zeitschrift
für Museologie,
18351