Schmußkmitte]
Die
Edelsteine,
Kameen.
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bedient man sich des Grabstichels aus Stahl. Bei allen anderen ist
das schneidende Instrument ein Schleifrädchen; dasselbe, als Ausläufer
eines Stiftes von gehärtetem Stahl, ist in winziger Kleinheit, meist unter
einer Linie grofs, als Rädchen, stumpfe Spitze, rundlicher Kopf u. s. w.
gestaltet. Es wird auf einem Tisch horizontal angebracht, in der Art
einer Drehbank in Bewegung gesetzt und greift den dagegen gehaltenen,
auf einem Holzpflöckchen mit Wachs oder Pech aufgeklebten Stein
dadurch an, dass der Schleifer das stählerne Rädchen mit Diamant-
staub in Öl anfeuchtet. Für weichere Steinarten, Glasflüsse etc. dienen
kupferne Rädchen und als "Nage-Nlittel" der Schmirgel; zum Polieren
der fertigen Arbeit werden ebenfalls kupferne Rädchen mit Tripel
angewendet. Zum Nachhelfen und Fertigmachen einzelner Stellen, die
mit den verschieden gestalteten Rädchen nicht zu erreichen sind,
Wendet der Steinschneider noch eine als Stichel gefasste Diamant-
spitze an. Nicht nur die kleineren, auf Edelstein ausgeführten Skulp-
turen werden in dieser Weise gearbeitet; auch die Gestaltung von
Gefäfsen aus Halbedelstein, die zu allen Zeiten als ein wesentlicher
Teil der Goldschmiedekunst blühte, beruht auf derselben Arbeitsver-
richtung, nur dass hierbei entsprechend gröfsere Rädchen in Anwen-
dung kommen. Sehr beliebt für solche Prunkgefäfse jeder Art war
zu allen Zeiten der Bergkristall. Seine wasserhelle Farbe bot gleich-
zeitig Gelegenheit, auf den glatten Wandungen der Gefäfse oder auf
gerade geschliffenen Platten, die zu Kassetten und dergl. zusammen-
gesetzt wurden, mannigfaches Ornament vertieft einzuschleifen eine
Technik, aus welcher sich später der Glasschlifi" entwickelte.
Wir können das Kapitel der Edelsteine nicht verlassen, ohne
auf eine Beziehung derselben wenigstens kurz aufmerksam zu machen,
die der Anschauung unserer Zeit zwar fern liegt, in früheren Perioden
aber eine so bedeutende Rolle spielte, dass uns ohne ihre Kenntnis
manche Anwendung und namentlich Zusammenstellung von Edel-
steinen an alten Goldschmiedewerken weniger verständlich bleibt:
den Aberglauben, der sich mit gewissen Steinen verband. Wir dürfen
denselben als uralt betrachten und nur daran erinnern, dass bei den
Propheten des alten Testamentes die Edelsteine als Sinnbilder der
Sternbilder galten. Eine mehr in ein System gebrachte Form dieser
abergläubischen Beziehungen finden wir dann bei Plinius d. welchem
die arabischen Gelehrten und die Autoren des frühen Mittelalters
vieles entnehmen. Der entschiedenste Vertreter dieser Anschauungen
im 16. Jahrhundert ist dann Theophrastus Paracelsus. Die Parallel-
Stellung der Bilder des Tierkreises mit bestimmten Edelsteinen, deren
Ursprung wir wohl schon in Agypten vermuten dürfen, ist folgende:
Widder z Amethyst; Stier : Hyazinth; Zwillinge z Chrysopras;
Krebs z Topas; Löwe : Beryll; Jungfrau : Chrysolith; Wage I
Karneol; Skorpion Sardonyx; Schütze : Smaragd; Steinbock 2
Chalcedon; Wassermann Saphir; Fische : jaspis.