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Abschnitt.
Die
Technik.
unecht sein. Von letzterer Art werden im Orient mit grofser Ge-
schicklichkeit Stücke angefertigt, deren oberer Teil an der untern
Fläche halbkugelig ausgehölt und mit einer gefärbten Flüssigkeit
gefüllt ist.
Die Aufbringung hängt ganz mit der Fassung der Steine
zusammen, sodass über diese hier zunächst kurz zu berichten sein
wird. Die Edelsteine werden je nach ihrem Schlitfe so gefasst, dass
das Licht durch sie hindurch fällt, oder dass sie eine feste Unter-
lage erhalten. Der erstere Fall, der beim Brillantschliff Anwendung
findet, erledigt sich einfach: die Rundiste wird mit einem Metallreif
umgeben, der mit einzelnen Krallen oder Krappeln den Stein fest-
hält. Sind hierfür nur ganz fehlerlose Steine verwendbar, die wie
der Brillant zweiseitig facettiert sind, so kommt für fehlerhafte, oder
unten flachgeschlilfene die Fassung in Kasten (chätons) in Betracht,
die zu allerhand Aufbesserungen bei der "Aufbringung" Gelegenheit
gibt. Die Kasten werden aus Blech hergestellt und folgen natürlich
der Form des Steines. Bei den Steinfassungen des frühen Mittel-
alters sind sie meist sehr plump: die Tafelsteine der Renaissance
haben ebenfalls meist sehr hohe viereckige Kasten, die aber ihrer-
seits häufig aufs feinste mit Filigran und Email verziert sind. Nicht
selten sind auch bei runden oder achteckigen Steinen die Kasten
viereckig; kleine Goldperlen oder Krappeln, die auf die Ecken auf-
gelötet sind, pflegen dann die Formverschiedenheit auszugleichen.
Das wesentlichste Mittel, den in Kasten gefassten Stein zu ver-
schönern, ist die Unterlage, die derselbe erhält: Cellini behandelt in
seinem Traktat über die Goldschmiedekunst gerade dies Kapitel auf
das gründlichste. Die Autbringung auf schwarzer Unterlage („auf
Moor") ist die älteste und noch heute gebräuchliche, wenn es gilt,
Flecken des Steines zu verdecken. In diesem Falle wird der aus
Beinschwarz und Mastix bereitete schwarze Anstrich im Innern des
Kastens an denjenigen Stellen weggelassen, wo sich der Flecken be-
findet. Wirksamer ist die Aufbringung auf Folie, ein glänzendes
Metallblättchen aus Zinn, Kupfer, Messing oder Silber, Welches als
Spiegel wirkt, um die durch den Stein fallenden Lichtstrahlen entweder
weifs oder gefärbt zurückzuwerfen. Aufser den natürlichen Metall-
sorten der genannten Folien wendet man auch künstlich (mit Lack-
mus, Carmin etc.) gefärbte an. Es liegt auf der Hand, dass der
geschickte Juwelier in dieser Aufbringuug auf gefärbten Folien ein
Mittel besitzt, um die dekorative Wirkung der Edelsteine nach Belieben
zu steigern und zu modifizieren.
Zu den wichtigsten unter den Edelsteinen übergehend, haben
wir als ersten an Härte und in der Schätzung der Menschen den
Diamant zu erwähnen. Er ist reiner kristallisierter Kohlenstoff,
dessen Härte in der oben angeführten Skala die höchste Stelle, IO, ein-
nimmt; hiernach lassen sich alle übrigen Mineralien durch den Dia-