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Abschnitt.
Die
Technik.
fahrungswcise angegeben zu haben. YVährend die Möglichkeit einer
Ausführung dieses „F ensterschmelzes" nach der letzteren lebhaft be-
stritten wird, hat man neuerdings das Problem unschwer gelöst, indem
man Filigran auf einer dünnen Metallunterlage ausführte, die Zellen
mit dem durchsichtigen Schmelz der entsprechenden Farbe anfüllte
und nach dem Brennen die Metallunterlage durch Wegätzen entfernte.
Die Franzosen nennen Arbeiten dieser Art Email a jour. Sie werden
in alten Inventarien aus dem späteren Mittelalter angeführt; vorhandene
Arbeiten sind überaus selten.
Unter Email d'epargne oder ausgesparter Ernaille versteht man
wohl eine Verzierungsart, die dem I8. Jahrhundert angehört und in
Gold oder vergoldetem Silber getriebene Platten bezeichnet, deren
Grund mit einer hellfarbigen opaken Emailschicht bedeckt ist, während
die in Relief vorstehende Zeichnung ausgespart erscheint. Diese Art
findet sich nicht selten bei den" unter Ludwig XIV üblich werdenden
Chinoiserien. Daneben wird die Bezeichnung Email dkäpargne auch
speziell auf den frühmittelalterlichen Grubenschmelz auf Kupfer und
Bronze angewendet, bei welchem der Grund hinter der Zeichnung
ausgehoben und mit Schmelzfarbe ausgefüllt ist, während die Figur
des Heiligen im Metall stehen bleibt und nur die Kontur der Zeich-
nung tief gestochen und mit schwarzem Email ausgefüllt zeigt. Nicht
selten sind bei französischen Arbeiten dieser Art aus dem I2.]ahr-
hundert die Köpfe der Figuren in Relief herausgetrieben, während
alles andere flache Zeichnung ist.
v Ebenfalls dem frühen Mittelalter angehörig ist das, was man
als Email brun uneigentlich unter die Emailtechnik rechnet.
Schüntgenilf) erkennt diese bei frühmittelalterlichem Kirchengeräte an-
gewendete Zierweise in der Vorschrift aus des Theophilus schedula:
„Wie man Kupfer schwärzt" (lib. III. cap. 70). Ein Leinölüberzug,
der in eine blanke Rotkupferplatte im Feuer eingebrannt wird, gibt
einen braunen, durchsichtigen, feuerbeständigen Grund, in welchen
nun mit Radiernadel und Schabeisen die Zeichnung entweder ein-
gekratzt, oder durch Wegnahme des Grundes ausgespart werden kann.
Die blanken lVIetallteile gestatten alsdann noch eine Feuervergoldung,
Diese Technik, die nach der Nachricht bei Theophilus im II. Jahr-
hundert in Hessen und Westfalen üblich gewesen sein muss, scheint
im I2. nach Köln, der Sieg- und endlich der Maasgegend verbreitet
worden zu sein, bis sie im Jahrhundert der Gotik gleichzeitig mit dem
Grubenschmelz in Vergessenheit geriet.
Eine ebenfalls sehr seltene, in ihrer Wirkung älufserst prächtige
Abart des Emails hat die H0chrenaissa.nce aufzuweisen: das auf
Kristall applizierte Gold-Email, franz. Emaux resille sur verre. Ihr
Vorbild mögen diese, man möchte sagen, im höchsten Übermut des
nKunst
und
Gewerbe '
Jahrg.
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