Volltext: Gold und Silber

Schm uckmittel: 
Die 
Email. 
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Als Erfinder dieser Miniaturmalerei auf weifs Ozakem, auf Gold an- 
gewandten Emailgrund wird Jean Toutin aus Chäteaudun genannt; 
der bedeutendste Meister dieser Kunst dürfte der Genfer Petitot 
(I607 bis 1691) sein. Neben dieser besonders für Dosen und Uhr- 
gehäuse angewandten Emailmalerei, die durch französische Künstler 
überall hin verpflanzt wurde, entwickelt sich in Deutschland, vor- 
wiegend in Augsburg, eine ähnliche, ebenfalls weifsgrundige Buntmalerei, 
die jedoch auf kupfernem Rezipienten malt und ihre Arbeiten meist 
zur Dekoration silberner Thee- und Likörservice, kleiner Becher, 
Büchschen, Leuchter und ähnlichen Hausrats verwendet, bei welchen 
sich der emaillierte Kupferring meist um das silberne Gerät lose herum- 
gelegt findet. Die C. von Rothschildsche Sammlung in Frankfurt a. M. 
ist besonders reich an dieser Spezialität, die auch einen Augsburger 
Künstlernamen,   Priester, aufweist. 
Im Zeitalter der Renaissance entwickelt sich bei den Gold- 
schmieden auch die Fertigkeit, kleine Freifiguren von Gold, wie sie bei 
der Bijouterie jener Zeit in grofser Fülle vorkommen, ganz mit Email 
zu überziehen. Die besseren Arbeiten dieser Art verzichten dabei fast 
nie auf die Wirkung des Gegensatzes zwischen opaken und durch- 
Sichtigen Emailfarben einer- und dem blanken Golde anderseits, in- 
dem sie immer wesentliche Teile, Gewand, Haar, Waffen u. s. w. ohne 
Emailüberzug lassen. Die Vollendung, mit welcher hierbei die Schmelz- 
farben oft auf winzig kleine Blümchen,_ Perlchen u. dergl. aufgetragen 
sind, verdient höchste Bewunderung. 
Eine eigene Art von Emailgefäfsen, die in der Kunstgeschichte 
den Namen "Venezianer Email" erhalten haben, wurden gleich- 
zeitig mit den Limusiner Maler-Emaillen in Italien angefertigt. Sie 
charakterisieren sich durch die edle Konturierung der in Kupfer aus- 
geführten Gefäfse, die sich als Produkte der italienischen Früh- 
renaissance darstellen und als besonderes Merkmal stets eine Ver- 
zierung durch herausgebuckelte Knollen aufweisen. Die das ganze 
Gefäfs überziehende opake Emaille ist meist dünn aufgetragen und 
bewegt sich in den Farben Schwarz, Weifs, Dunkelblau, Dunkelbraun 
und Hellgrün. Fast immer ist sie mit kleinen Ornamenten, Sternchen, 
Blumen, Ranken u. s. w. in aufgemaltem Golde überstreut. Die nicht 
sehr zahlreich vorhandenen Stücke dieser Spezialität stellen meist 
Becken mit Kannen, Leuchter, Salz- und Tintengefäfse und Ähn- 
liches dar. 
Zum Schlufs seien noch einige kurze Bemerkungen über beson- 
dere Arten von Email angefügt, die zwar keine ausgedehnte An- 
Wendung gefunden haben, deren Kenntnis aber für einen Besucher 
gröfserer Sammlungen doch unentbehrlich ist. Benvenuto Cellini spricht 
in seiner Lebensbeschreibung von einem Zellenschmelz, der, in die 
Wand eines Gefäfses eingefügt, das Licht wie durch ein Fenster ein- 
fallen lässt, und behauptet, dem König Franz I. hierfür eine Ver-
	        
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