Volltext: Gold und Silber

262 
Abschnitt. 
YVerke 
Die 
Goldschmiedekunst. 
besonders eine bestimmte Gattung von Schalen oder Taufbecken, der 
Frührenaissance angehörig, die ein ganz unverkennbares, verwandt- 
schaftliches Gepräge tragen, durch wortreiche Inschriften in portugie- 
sischer Sprache auf dieses Land hinweisen, und durchweg in sehr 
schwerem Metall und auffallend starkem Relief getrieben sind. Eine 
besonders charakteristische Schale dieser Art (früher in der Roth- 
schildsammlung in Frankfurt a. M., abgebildet Luthmer, I, I 5) die 
in der Wiener Schatzkammer ihr Gegenstück hat, sei hier beschrieben: 
die Schüssel ist in zwei Zonen (die Wiener in drei) eingeteilt, Welche 
mit sehr gedrängten Figurenkompositionen gefüllt sind. Die einzelnen 
Darstellungen sind durch Frührenaissance-Pilaster (Wien: Kandelaber- 
säulchen) getrennt; Gegenstand der Darstellung auf der äufseren Zone 
die Geschichte der Judith, der zweiten vier Kardinaltugenden (Wien: 
Geschichte "der König im Bade"); der Charakter der Kompositionen 
erinnert sehr an Van Eyksche Schule. Die Mitte der Wiener 
Schüssel wird von dem WVappen des portugiesischen Geschlechtes 
Oriola eingenommen. Von Künstlernamen begegnen uns in Portugal 
im I6. Jahrhundert Iuan Donante, Gomez de Heros, Cetina, 
Vasco Gonsalvez. 
Wenn im allgemeinen die englischen Sammlungen reich an 
guten Goldschmiedewerken der Renaissance sind, so darf uns dies 
dennoch keinen Rückschluss auf die Leistungen der einheimischen 
Goldschmiede dieser Periode gestatten. Allerdings war der Bedarf 
an Edelmetallarbeit unter dem prunkliebenden Heinrich VIII. ein 
ganz gewaltiger. Wir haben jedoch schon oben gesehen, welchen 
bedeutenden Einfluss Hans Holbein auf diese Arbeiten hatte. Aufser 
ihm begegnen wir auch noch dem Pietro Torrigiano, einem Bildhauer 
aus Florenz, der, von Heinrich nach London gezogen, ebenso wie 
Holbein mit Entwürfen und Modellen für Goldarbeit beschäftigt wurde. 
Auch von einem italienischen Goldschmied Giovanni Battista und 
einem Schweizer Cornelius, die für den König thätig waren, er- 
fahren wir. 
Wenn der Bedarf des Hofes und der reichen Bürgerschaft an 
Goldschrniedewerken auch fortgesetzt ein grofser blieb, so wurde durch 
Einführung der Reformation unter Heinrich VIII., noch mehr unter 
seinen Nachfolgern Eduard VI. 1547-15 5 3 und Elisabeth I 5 58-1603, 
doch die Thätigkeit der Goldschmiede für die Kirche beinahe ganz 
abgeschnitten. Es ist verschwindend wenig, was an englischem Kirchen- 
gerät die Zerstörung durch die Puritaner überdauert hat. Aber auch 
von profanem Gerät ging in den Bürgerkriegen unglaublich viel ver- 
loren, namentlich als Karl I. zur Bestreitung der Kriegskosten eine 
allgemeine Einziehung des Silbergeschirrs veranstaltete. welches in die 
Münze wanderte. Das Wenige, was aus dieser Zeit erhalten ist, muss 
man daher bei den verschiedenen Gilden in London, bei den 
Collegs von Oxford und Cambridge suchen; ein ausgezeichnetes Stück,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.