Gefäße,
etc.
Geräte
Renaissance u.
Spätzeit in
Frankreich
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eine gewisse ltlafsstabgröfse und dadurch erzielte Einfachheit und
Ruhe sie von den oft übermäfsig reichen Arbeiten der deutschen
Renaissance unterscheidet. Erst aus der späteren Zeit vermögen wir
in den nach dem Dorfe Vianen benannten Künstlern, von welchen
wir nicht einmal wissen, 0b sie miteinander verwandt waren, be-
stimmte Gestalten vorzuführen. Paul von Vianen, der für den baye-
rischen Hof seine Hauptthätigkeit entfaltete, wurde bereits oben ge-
nannt. Adam von Vianen ist uns der Hauptrepräsentant jener eigen-
tümlichen Ausartung des Barockstils, den die Franzosen wegen der Ähn-
lichkeit seines Details mit verzerrten Ohrmuscheln „style auriculaire"
getauft haben. Diese wie aus einem dickflüssigen Material gebildeten,
verschwornmenen Formen, welche überall unerwartet zu F ratzenköpfen
zusammenlaufen, waren im 17. Iahrhundert so beliebt, dass die ganze
nordische Kunst in Schweden, Russland etc. sich von denselben an-
gesteckt zeigt.
Andere Meister dieser Zeit sind Pibo Gualteri von Leeuwaarden
in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und joannes Lutma, von
welchem einzelne Stücke in holländischen Privatsamrnlungen sich be-
finden. Den Becher der Brauergilde von Haarlem verfertigte Ernst
Iansz von Vianen 1604. Zwei andere Gildenbecher bewahrt das
Rathaus zu Amsterdam: das Büffelhorn der St. Georgsgilde auf hübschem,
architektonisch gegliederten Sockel und die grolse "Becherschraube",
einen ornamentierten Pokalfufs mit drei Bügeln, welche vermittelst
Luthmer, Gold und Silber. 1']